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Landtagswahl Bayern: SPD-Kandidat Sea Altmann im Gespräch

Die Sozialdemokraten im Landkreis Mühldorf haben sich für Sea Altmann als Erststimmenkandidaten entschieden. Der 28-jährige hat vor kurzem seinen Bachelorabschluss in Staatswissenschaften an der Universität Passau erreicht. Altmann ist stellvertretender Vorsitzender der oberbayrischen Jungsozialisten, Co-Vorsitzender des Mühldorfer SPD-Ortsverbandes und stellvertretender Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Mühldorf. Daneben engagiert er sich als Schriftführer bei der Mühldorfer Arbeiterwohlfahrt.

Altmanns Schwerpunktthemen sind Kommunalpolitik, Bildung, soziale Gerechtigkeit und Feminismus. Wie er diese Themen in den Landtag einbringen will, verrät uns Sea Altmann im Interview.

inn-sider: Sie haben vor kurzem Ihr Bachelor-Studium abgeschlossen und wollen jetzt in den Landtag. Kann man hier von einer klassischen „Kreißsaal, Hörsaal, Plenarsaal“-Karriere sprechen?

Sea Altmann: Ich bin der Ansicht, dass alle Menschen – unabhängig von ihrem Alter, ihrer Ausbildung und ihres Jobs – an unserer Demokratie teilnehmen dürfen und sollen.

Natürlich bin ich mir des Hintergrundes des Sprichwortes in der Frage bewusst. Ich weiß aber auch, dass gerade junge Menschen den Idealismus mitbringen, den Bayern nach der langjährigen Regierungszeit der CSU braucht. Gleichzeitig sind es junge Menschen – wie wir Jusos innerhalb der SPD – die Politik für die Mehrheit der Menschen machen, wie beispielsweise das konsequente Einstehen für den Mindestlohn oder die Durchsetzung der Mindestvergütung für Auszubildende.
Darüber hinaus wird der in dieser Aussage mitschwingende Vorwurf meiner persönlichen Biografie nicht gerecht, da ich über 10 Jahre im Einzelhandel gearbeitet habe. 

inn-sider: Bei der Aufstellungsveranstaltung haben Sie von „Queerfeindlichkeit“, Abrtreibung und Feminismus gesprochen, Ihr Mitbewerber Bogdan Cursecu konnte mit Wirtschaftsthemen nicht punkten. Setzt die SPD hier wirklich auf die Themen, die den sprichwörtlichen kleinen Mann bewegen?

Sea Altmann: Um als Direktkandidat*in für den Landtag nominiert zu werden, bedarf es mehr als einer inhaltlich überzeugenden Vorstellungsrede. Die Mehrheit der Delegierten lässt sich nur durch dauerhafte Präsenz und inhaltliche Arbeit im Vorfeld gewinnen.

Feminismus und Gleichstellung ist für mich gerade deshalb ein Thema, weil wir deren Bedeutung in allen Bereichen der Gesellschaft sehen.

Frauen, Lesbische, Inter-, Nonbinäre, Trans und Agender-Menschen (FLINTA*) bekommen wegen ihres Geschlechtes weniger Gehalt und weniger Rente – sie sind häufiger von Altersarmut betroffen. FLINTA*-Menschen sind in der übergroßen Mehrheit aller Fälle Opfer häuslicher Gewalt. 

Viele, nein fast alle Probleme unserer Gesellschaft haben eine geschlechtliche Dimension. Stärken wir die Rechte und die Position von FLINTA*-Menschen, verbessern wir die persönliche, soziokulturelle und wirtschaftliche Lage aller Menschen.

Diese Betrachtung hilft auch Männern – die Suizidrate von Männern mittleren Alters ist hoch, weil psychische Probleme besonders Männern als Schwäche ausgelegt werden. Ihre Scham, Hilfe in Anspruch zu nehmen, ist besonders ausgeprägt. Nach wie vor wird auf Männer herabgesehen, die ihre Familie nicht finanziell tragen können.

Unter Geschlechterstereotypen leiden also alle Menschen in unserer Gesellschaft – und mit ihrer Überwindung geht es allen Menschen besser.

inn-sider: Die SPD liegt in aktuellen Umfragen auf einem der hinteren Plätze. Warum kann Ihre Partei nicht punkten? Schadet Olaf Scholz der SPD?

Sea Altmann: Ich denke, ihre Frage bezieht sich auf die Umfragen zur bayerischen Landtagswahl – besonders, weil auf Bundesebene die Umfragen sehr volatil sind und Union, Grüne und SPD eher wenige Prozentpunkte trennen. Anhand der aktuellen Herausforderungen auf Bundesebene sind diese Zahlen erklärbar. Mir erschließt sich nicht, warum ein umsichtiger und krisensicherer Kanzler Olaf Scholz der SPD schaden sollte.

Wir sind noch ein Jahr vor der Landtagswahl – wenn wir eines aus der Bundestagswahl 2021 gelernt haben, dann, dass frühe Umfragen nicht das Wahlergebnis voraussagen. Wir als SPD werden in der nächsten Zeit unsere Spitzenkandidatur entscheiden und ein Programm vorstellen. Ein Jugendwahlprogramm der Jusos Bayern, gerade mit besonders detaillierten Positionen zu den drängenden Themen Bildung, Mobilität und Wohnen, gibt es bereits und wird in den nächsten Tagen veröffentlicht werden.

Damit werden wir mit starken und klaren Positionen in den Wahlkampf starten und für eine starke Sozialdemokratie in Bayern streiten.

Gerade anhand der aktuellen sozialen Krisen ist erkennbar, wie wichtig eine solidarische Antwort der Politik ist, die allen Menschen im Land ihre Sorgen nimmt.

inn-sider: Welche Schwerpunkte würden Sie in Ihrer Arbeit als Abgeordneter setzen?

Sea Altmann: Als Abgeordnete*r wird mir natürlich das Thema Gleichstellung und Feminismus wichtig sein. Die Bedeutung dieses Themas habe ich oben näher ausgeführt.

Engagieren möchte ich mich auch im Kampf gegen Rechtsradikalismus und Rechtsextremismus. Ganz aktuell versuchen Rechte, gerade die AfD, Demonstrationen zu den gestiegenen Lebenshaltungskosten zu unterwandern. Gleichzeitig sehen wir seit Jahren eine Normalisierung der Positionen der AfD, die als verlängerter Arm des Rechtsradikalismus in den Parlamenten wirkt. Diese Partei lehnt die Mindestrente, den Mindestlohn und viele weitere sozialpolitische Maßnahmen ab – sie vertritt nicht die Interessen der Mehrheit der Menschen. Stattdessen betreibt sie einen Sozialdarwinismus, der dafür sorgt, dass Menschen kategorisiert und ausgegrenzt werden. Diese ökonomische Ausgrenzung versucht die AfD durch die Beschwörung eines völkisch-nationalistischen Wir zu verdecken. Dieses Wir ist eines das große Teile unserer Gesellschaft ausgrenzt und somit nicht zur demokratischen und vielfältigen Lebensrealität in Bayern und Deutschland passt. 

Auch rechtsradikale Splittergruppen, Reichsbürger*innen und Querdenker*innen sind in Bayern aktiv und vernetzen sich. Diese Strukturen müssen wir aktiv bekämpfen. Diesen wenigen darf nicht nach dem Mund geredet werden.

Weiterhin ist es mir wichtig, für Themen der Jusos und junger Menschen aktiv zu sein. Gerade auf den Themenfeldern Bildung, Mobilität und Wohnen sehen wir massive Baustellen im Freistaat Bayern. Ich will für junge Menschen ansprechbar sein und ihre Themen ins Parlament tragen.

Seit 2018 fehlt außerdem den Landkreisen Mühldorf, Altötting, Traunstein und Berchtesgadener Land eine sozialdemokratische Vertretung im Bayerischen Landtag. Tausende Menschen haben damit keine direkte Ansprechperson, die sich für Solidarität, Gleichheit und Freiheit stark macht. Mit dem Chemiedreieck haben wir außerdem einen wichtigen Industriezweig, für den auch die Landespolitik eine bedeutende Rolle spielt. 

Ich möchte unsere Region engagiert im Landtag vertreten, in den Landkreisen unterwegs und ansprechbar sein. Das werde ich zum Beispiel durch mehrere Bürger*innenbüros in der Region realisieren.

inn-sider: Aktuelle Umfragen zeigen auch, dass die CSU wohl einen Partner brauchen wird. Wäre eine schwarz-rote Koalition eine Option für Sie?

Sea Altmann: Hierzu ist meine Antwort so kurz wie klar: Eine Koalition mit der CSU lehne ich ab, als Mitglied des Landtages würde ich ihr nicht zustimmen.

Die SPD und die Union bzw. die CSU haben bei sehr wenigen Punkten inhaltliche Gemeinsamkeiten und in vielen Themenfeldern große Differenzen. Daraus entstehen minimale Kompromisse und politischer Stillstand. Unsere Gesellschaft braucht eine vorwärtsgewandte, mutige und solidarische Politik – eine schwarz-rote Koalition kann das nicht leisten.

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