Gesellschaft

Etwa die Hälfte aller Milchkühe Deutschlands sieht in ihrem Leben kein einziges Mal eine Weide

(akz-o) Auch wenn in vielen Werbespots für Milch oder Milchprodukte immer wieder gerne das Bild der gesunden Kühe auf saftigen Wiesen präsentiert wird – Kühe auf der Weide sind heute keine Selbstverständlichkeit mehr. Etwa die Hälfte aller Milchkühe Deutschlands sieht in ihrem Leben kein einziges Mal eine Weide.
Dabei profitieren von Weidehaltung nicht nur die Tiere selber, sondern auch die Menschen. Einer der Milchbauern, die dies konsequent umsetzen, ist Naturland-Bauer Jakob Sichler, der südlich vom Chiemsee einen der ältesten Erbhöfe Bayerns, den Großrachlhof, führt und 2009 konsequent auf Biobewirtschaftung umgestellt hat.
„Bei der Entscheidung für bio haben wir uns schnell für die Mitgliedschaft im Bio-Verband Naturland entschieden. Hier haben wir fachliche Beratung bekommen und auch gute Chancen für den Absatz unserer Milch.“ Seitdem die Sichlers nach den strengen Richtlinien des Bio-Verbands Naturland arbeiten, hat sich einiges geändert.
„Reine Stallhaltung ist für uns nicht mehr vorstellbar. Denn wir haben schnell gemerkt: Den Kühen geht es auf der Weide besser“, erzählt der junge Landwirt. Das sieht man sowohl an der gepflegten Optik und dem vitalen Verhalten der Tiere als auch daran, dass sie von alleine gesund kalben. Das sei im konventionellen Betrieb anders gewesen. Weniger Platz und damit mehr Stress im Stall hätten sich auf die Tiere ausgewirkt und zu Komplikationen beim Kalben geführt.

Wenn es den Kühen schmeckt, schmeckt auch die Milch

Die kräuterreiche Fütterung der Kühe wirkt sich außerdem auch positiv auf den Geschmack der Milch aus. „Damit es unseren Kühen gut geht, brauchen wir einen gesunden Boden. Denn dieser ist Voraussetzung für artenreiche Wiesen. Für die Kuh ist es wichtig, diese Vielfalt an Gräsern und Kräutern zu haben, die nicht alle gleich schmecken und die gleichen Vitalstoffe liefern – genau wie wir Menschen eben auch nicht jeden Tag das Gleiche essen wollen. Und wenn es den Kühen schmeckt, dann entsteht beste Milch“, erklärt Jakob Sichler. Übrigens: Forscher:innen der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel haben herausgefunden, dass eine solche kräuterreiche Fütterung den bei der Verdauung entstehenden natürlichen Methanausstoß der Kühe reduziert.

Weidekühe sind gut fürs Klima

Weidehaltung hat weitere positive Effekte auf unsere Umwelt: Durch die Tritte und Bisse der Tiere wird das Gras- und Wurzelwachstum angeregt. Das fördert die Humusbildung und sorgt für fruchtbare Böden, die große Mengen CO₂ speichern können – und das ist gut fürs Klima.

Beitragsbild: Von der Weidehaltung profitieren nicht nur die Tiere, sondern auch der Mensch. Denn eine kräuterreiche Fütterung der Kühe wirkt sich auch positiv auf die Milch aus. Foto: Michael Wolfsteiner/Naturland/akz-o

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