Unser Stromnetz braucht ein Update
(akz-o) Videokonferenzen im Homeoffice, batteriebetriebene Autos, intelligente Waschmaschinen – Digitalisierung und Elektrifizierung schreiten in allen Lebensbereichen voran. Solche Technologien sind praktisch und helfen auch, Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Doch deren Einsatz benötigt zusätzlichen Strom – deutlich mehr als heute. ¹ Der Digitalverband Bitkom etwa geht davon aus, dass der Stromverbrauch der Rechenzentren, das Rückgrat der Digitalisierung, bis zum Jahr 2030 um etwa 50 Prozent steigen wird. ²
Die digitale Gesellschaft benötigt saubere und zuverlässige Energie
Der benötigte Strom muss Privathaushalten und Rechenzentren jederzeit sicher und zuverlässig zur Verfügung stehen – besonders Rechenzentren haben sehr hohe Anforderungen an eine störungs- und schwankungsfreie Versorgung. Außerdem muss die Energie aus erneuerbaren Quellen stammen, denn nur so kann Deutschland seine Klimaziele erreichen.
Damit die Digitalisierung also zuverlässig voranschreiten kann, müssen wir auch unsere Stromnetze updaten. Mehr Stromverbrauch durch E-Autos und Homeoffice bedeutet nämlich auch, dass größere Strommengen durch die lokalen Stromnetze, Verteilnetze genannt, fließen werden. Schon jetzt stoßen die Netze teilweise an ihre Kapazitätsgrenze. Deshalb müssen sie in den nächsten Jahren stark aus- und umgebaut werden.
Ohne den Netzausbau geht es nicht
Doch der Ausbau der Netze hört nicht bei den Verteilnetzen auf: Denn der zukünftig grüne Strom aus Windkraft und Photovoltaik muss aus den ländlichen Regionen in Nord- und Ostdeutschland, wo er überwiegend erzeugt wird, in die Ballungsgebiete Süd- und Westdeutschlands gelangen – eben dorthin, wo es die meisten StromverbraucherInnen gibt. Dazu errichten die Netzbetreiber an vielen Orten in Deutschland sogenannte „Stromautobahnen“: Höchstspannungsleitungen, die den Strom weitestgehend verlustfrei über weite Strecken transportieren können. Mit den größeren Übertragungskapazitäten gleicht der Netzausbau die natürlichen Schwankungen aus, denen regenerativer Strom unterliegt, weil Sonne und Wind nicht immer gleich stark scheinen bzw. wehen. Intelligente Netztechnologien wie digitale Stromzähler können das Netz ebenfalls entlasten, weil sich mit ihnen die Verbräuche besser auf die verfügbaren Strommengen abstimmen lassen. Sie können den Stromnetzausbau allerdings nur ergänzen, nicht ersetzen.
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¹ Fraunhofer ISI, Wuppertal Institut, Prognos. Energiebedarf der Digitalisierung und IT – Bestandsaufnahme, Herausforderungen und Handlungsansätze, S. 3.
² Bitkom, Rechenzentren in Deutschland. Update 2023, S. 25