Der Papst und die Ehrenbürgerwürde in Marktl und Aschau
2009 hat die Gemeinde Aschau am Inn ihre Grundschule nach Joseph Ratzinger „Papst Benedikt XVI. Grundschule“ benannt. Joseph Ratzinger der spätere Papst Benedikt XIV wurde 1927 in Marktl am Inn geboren und besuchte die Volksschule von 1932 bis 1937 in Aschau am Inn. Am 15. März 1936 feierte er seine Erstkommunion in Aschau. Beide Gemeinden unserer Region haben ihm die Ehrenbürgerwürde verliehen.
Papst Benedikt XVI. der mit unserer Region eng verwurzelt ist besuchte im September 2006 seine Heimat. Am 9. September wurde der Papst am Münchener Flughafen vom damaligen Bundespräsident Horst Köhler, der Bundesregierung und der bayerischen Landesregierung mit militärischen Ehren empfangen. 20.000 verfolgten am Marienplatz auf Großbildleinwänden die Ereignisse ab dem Start des Papstes in Rom. Vor der Mariensäule wurde der Papst vom bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber und dem Münchener Erzbischof Kardinal Friedrich Wetter begrüßt. In einer sehr persönlichen Ansprache erinnerte sich der Papst an seine Verbundenheit zur Münchener Mariensäule und zu Bayern und betete „Segne uns und diese Stadt und dieses Land“ (seine Reden und das Gebet sind nachzulesen auf www.vatican.va) Danach sang der Papst zusammen mit der jubelnden Menge das Bayernlied. Es folgt der Staatsempfang u. a. mit Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Am 11. September kam Benedikt XVI. schließlich nach Altötting. Einem Gottesdienst wohnten hier ca. 60.000 Gläubige bei und am Abend besuchte er seinen Geburtsort Marktl.
Nach privaten Besuchen, folgten noch Termine an der Uni Regensburg und nach einem Treffen mit dem Klerus des Erzbistums auf dem Domberg zu Freising kehrte Benedikt XVI. am 14. September nach Rom zurück.
Der em. Papst Benedikt XVI. ist Ehrendoktor von zehn Hochschulen und Ehrenbürger unten anderen von Marktl am Inn, Traunstein, Aschau am Inn, Altötting, Tittmoning, Freising usw. Die lange Liste seiner Werke, Auszeichnungen und Ehrungen ist hier nachzulesen.
Nun lesen wir im Mühldorfer Anzeiger vom 02.02.2022 unter der Überschrift „Bleibt der Papst Ehrenbürger?“: „… dem damaligen Kardinal Ratzinger wir konkret Fehlverhalten in mehreren Fällen vorgeworfen. Zuletzt musste er auch noch eine Falschaussage zugeben.“
Die angebliche Lüge des 94jährigen Josef Ratzinger ist aber nicht haltbar. Benedikts Beteiligung an dem verhängnisvollen Vorgang war längst öffentlich dokumentiert. In der umfangreichen Biographie von Peter Seewald „Benedikt XVI – Ein Leben“ lesen wir auf Seite 938 „Als Bischof hatte er (Anm. Kardinal Joseph Ratzinger) bei einer Sitzung des Ordinariatsrats lediglich zugestimmt, den betreffenden Priester (Anm. Missbrauchstäters H., der später in Garching war) für eine Psychotherapie nach München kommen zu lassen.“
Der Bischof von Passau Stefan Oster schreibt dazu: „Seewalds Recherchen hatten also Ratzingers Teilnahme bereits offengelegt. Das heißt aber: Benedikts Beteiligung an dem verhängnisvollen Vorgang war damit längst öffentlich dokumentiert, noch ehe Dr. Ulrich Wastl diese Beteiligung der Weltöffentlichkeit als Neuheit präsentiert hat. Und ebenso war schon bekannt, dass es in dieser Sitzung nicht um einen Einsatz von H. in der Seelsorge ging, sondern um dessen Aufenthalt zur Therapie in München.“
Lesen Sie den vollständigen Beitrag des Passauer Bischofs Stefan Oster vom 30.01.2022, „Der Fehler, die Empörung und meine persönliche Wertschätzung. Über den öffentlichen Umgang mit Benedikt XVI.“, der mir den Worten schließt:
„Ich möchte jedenfalls persönlich sagen: Ich sehe den oder die Fehler, ich sehe den alten Mann und ich sehe seine Lebensleistung (auch in der innerkirchlichen Bekämpfung von sexuellem Missbrauch!) – und meine sachlich begründete Wertschätzung für ihn bleibt dadurch unverändert. Und persönlich mag ich ihn immer noch genauso. Die Begegnungen mit ihm sind mir auch im Nachhinein immer noch kostbar. Und er ist in meinen Augen auch für die Kirche von Passau immer noch einer ihrer größten Söhne – und wird es bleiben.“
Foto: inn-sider.de – Peter Seewald „Benedikt XVI – Ein Leben“, Seite 938