Weigert: „Jede Kilowattstunde Gas, die wir einspeichern statt zu verfeuern, hilft den Betrieben und Menschen in Bayern durch einen womöglich harten Winter“
Bayerns Wirtschaftsstaatssekretär Roland Weigert hat das Werk der Südstärke GmbH in Schrobenhausen besucht. Bei dem Austausch mit Geschäftsführer Dr. Stefan Dick informierte sich Weigert über die Vorbereitungen von Bayerns größtem Hersteller und Vermarkter von Kartoffelstärke und Stärkederivaten auf eine mögliche Gasmangellage im kommenden Winter. Durch die Investition in neue Flexi-Brenner, die neben Erdgas auch mit Öl heizen können, will die Südstärke den 24-Stunden-Betrieb während der Kartoffel-Kampagne von Mitte August bis Mitte Januar an den beiden Standorten Schrobenhausen und Sünching selbst im Falle eines Gasengpasses sicherstellen.
Weigert: „So wie die Südstärke entwickeln zahlreiche Industrieunternehmen in Bayern gerade Absicherungsstrategien, um die Energiekrise zu bewältigen und auf eine mögliche Gasmangellage im Winter vorbereitet zu sein. Aus vielen Gesprächen weiß ich, dass der Fuel Switch, also der Brennstoffwechsel von Erdgas auf andere Energieträger wie Öl oder Hackschnitzel, für viele Betriebe möglich wäre. Doch der Bund hat bislang versäumt, das Immissionsschutzgesetz so anzupassen, dass die Landratsämter die Umrüstung vollumfänglich und schnell genehmigen können. Vor allem die langen Fristen bei der Öffentlichkeitsbeteiligung sind ein unnötiger Bremsklotz. Die Unternehmen und Behörden brauchen jetzt Rechtssicherheit, damit wir alle Einsparpotenziale an Gas realisieren können. Jede Kilowattstunde, die wir einspeichern statt zu verfeuern, hilft den Betrieben und Menschen in Bayern durch einen womöglich harten Winter.“
Der Staatssekretär weiter: „Wir gehen davon aus, dass die bayerische Industrie kurzfristig für diesen Herbst und Winter bis zu zehn Prozent Erdgas einsparen könnte. Logischerweise sollten wir dann nicht parallel in unseren Gaskraftwerken Gas zur Stromerzeugung verschwenden. Deshalb drängen wir beim Bund weiter darauf, dass die drei Atomkraftwerke für einen überschaubaren Zeitraum weiter am Netz bleiben. Statt eine ideologische Atomdebatte zu führen, sollte die Ampel in Berlin die Energieversorgung für die Unternehmen und Haushalte sicherstellen und dafür alle offensichtlichen Optionen ausschöpfen.“
Um für ein Worst-Case-Szenario gerüstet zu sein, hat die Südstärke einen siebenstelligen Betrag in die neuen Brenner und die Öltanks investiert. Wie Geschäftsführer Dr. Stefan Dick berichtete, kann das Unternehmen bei einer Umstellung auf Öl den Jahresverbrauch von 170 Gigawattstunden Erdgas an beiden Standorten um 30 Prozent reduzieren. Eine weitere Einsparung von zwei Gigawattstunden bringt eine Wärmerückgewinnungsanlage am Trocknungsaggregat, die gerade installiert wird. Staatssekretär Weigert lobte die Initiative: „Die Südstärke zeigt, wie sich Krisen durch eine kluge und strategische Unternehmensführung abfedern lassen. Da gehört es dazu, dass das Unternehmen auch beim Thema Erneuerbare Energien vorangeht. In Sünching steht schon eine große PV-Anlage neben dem Werk und in Schrobenhausen soll ebenfalls in Kürze Solarstrom für die eigene Energieversorgung erzeugt werden. Und mittelfristig will der Stärkehersteller regenerativ erzeugten Wasserstoff für die thermische Verarbeitung einsetzen. Durch die schrittweise Dekarbonisierung der Produktion macht sich die Südstärke zukunftsfest. Das sichert über 260 Arbeitsplätze und ermöglicht 1400 Vertragslandwirten ein festes Einkommen.“
Die Südstärke ist genossenschaftlich strukturiert. An den beiden Produktionsstandorten im oberbayerischen Schrobenhausen und im oberpfälzischen Sünching werden jedes Jahr rund 600.000 Tonnen Kartoffeln, und damit jede dritte bayerische Kartoffel, verarbeitet. Rund 1400 Vertragslandwirte liefern die Stärkekartoffeln. Die hergestellte Stärke findet sich in zahlreichen Lebensmitteln wie Babymilch, Snackprodukte, Soßenbinder oder Tiefkühlgebäck. Darüber hinaus wird die Kartoffelstärke auch bei der Herstellung von Papierverpackungen, Klebstoffen und Farben verwendet. Die Südstärke beschäftigt an beiden Standorten 260 Mitarbeiter und erzielt einen Jahresumsatz von rund 100 Millionen Euro.
Bild: Staatssekretär Roland Weigert (l.) und Südstärke-Geschäftsführer Dr. Stefan Dick vor dem Dampfkessel im Schrobenhausener Werk, der mit Flexi-Brenner betrieben wird © Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie