Spurenwanderungen und Zeitzeugengespräche in Mittergars
In Mittergars erinnern mehrere historische Orte an die Zeit des Nationalsozialismus und die unmittelbare Nachkriegszeit. Im Rahmen des Projekts „Erinnern ‘45“ werden diese Spuren durch geführte Wanderungen und Zeitzeugengespräche wieder sichtbar gemacht.
Historische Spuren in Mittergars
- KZ-Außenlager Mittergars: Zwischen 1944 und 1945 befand sich in einem Waldgebiet nahe der Bahnstrecke Rosenheim–Mühldorf ein Außenlager des Konzentrationslagers Dachau. Etwa 300 bis 350 Häftlinge, überwiegend jüdischer Herkunft, waren dort untergebracht und mussten Zwangsarbeit leisten. Die Bedingungen im Lager waren äußerst primitiv, viele Häftlinge überlebten die Haft nicht.
- Baracken für Zwangsarbeiter: Im Ort existierten mehrere Unterkünfte für ausländische Zwangsarbeiter, die in der Landwirtschaft und in lokalen Betrieben eingesetzt wurden.
- Judenlager mit SS-Aufsehern: Ein weiteres Lager im Ort war speziell für jüdische Zwangsarbeiter vorgesehen und wurde von SS-Personal bewacht.
- Betonplatten-Fabrik und Bahndamm: Während des Zweiten Weltkriegs wurde in Mittergars eine 100 Meter lange Betonplatten-Fabrik betrieben. Zudem existierte ein zweiter Bahndamm mit Ausweichgleis, der für militärische Zwecke genutzt wurde.
- Unterbringung von Evakuierten: Nach Kriegsende fanden etwa 100 Evakuierte aus München und Westfalen in Mittergars eine vorübergehende Unterkunft.
Veranstaltungen im Rahmen von „Erinnern ‘45“
Das Projekt „Erinnern ‘45“ bietet regelmäßig Veranstaltungen an, um die Geschichte lebendig zu halten:
- Spurenwanderungen: Geführte Rundgänge durch Mittergars führen zu den genannten historischen Orten. Dabei berichten Experten über die Ereignisse und Hintergründe.
- Zeitzeugengespräche: Im Anschluss an die Wanderungen finden im Dorfsaal Gespräche mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen statt, die ihre persönlichen Erlebnisse teilen.
Diese Veranstaltungen sollen das Bewusstsein für die lokale Geschichte stärken und insbesondere jüngeren Generationen die Bedeutung des Erinnerns vermitteln.
Für weitere Informationen und aktuelle Veranstaltungstermine besuchen Sie bitte die offizielle Webseite von „Erinnern ‘45“: www.erinnern45.de
Beitragsbild: Millionen Flüchtlinge und Vertriebene kamen nach dem Krieg nach Deutschland. Viele von ihnen fanden eine neue Heimat im Landkreis Mühldorf am Inn. Bildnachweis:Copyright (c) Hans Tschirna, Flucht aus Schlesien im Januar 1945