Gesellschaft

Mehr Kunststoff, mehr Transportkilometer, höhere Kosten: Das droht bei neuen EU-Mehrwegquoten

(akz-o) 400 Millionen Kilometer zusätzliches Verkehrsaufkommen – diese immens lange Strecke von umgerechnet 10.000 Erdumrundungen käme 2040 allein auf deutsche Straßen zu, sollte eine aktuell auf EU-Ebene beratene Verordnung, wie von der Europäischen Kommission vorgeschlagen, in Kraft treten. Unter anderem zu diesem Ergebnis ist die Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM) in einer neuen Studie gelangt. Darin wurde auf Basis des Kommissionsentwurfs untersucht, welche Folgen die Einführung von Mehrwegquoten für E-Commerce-Verpackungen und Transportverpackungen für Elektrogroßgeräte hätte.
Zusätzlich zum erhöhten Transportaufkommen würde die Verordnung laut GVM ab 2040 allein in Deutschland zu elf Prozent mehr Kunststoffverbrauch und bis zu 400 Prozent höheren Kosten bei Verpackungsmaterial führen. Negative Auswirkungen könnte es außerdem an den EU-Grenzen geben, warnt Dr. Steffen P. Würth, Vorsitzender des Verbandes der Wellpappen-Industrie (VDW): „Es ist durchaus möglich, dass Haushaltsgroßgeräte an der EU-Grenze dann künftig millionenfach in Mehrwegbehälter umgepackt werden müssten. In diesen Fällen würden also pro Produkt zwei Transportverpackungen genutzt – das ist eindeutig das Gegenteil von Effizienz und Umweltschutz.“

Diese drohenden Folgen stehen nach Ansicht der Wellpappenindustrie im Widerspruch zu den Nachhaltigkeitszielen, die sich die EU im Rahmen des Green Deal gesetzt hat. Gleiches gelte für einen neuen Vorschlag, den der Umweltausschuss des Europäischen Parlaments kürzlich in die Beratungen eingebracht hat: Mehrweg von geplanten Vorgaben zur Minimierung des Leerraums in Verpackungen auszunehmen. In diesen Verpackungen dürfte damit künftig unbegrenzt viel „Luft“ transportiert werden. Laut VDW ein besonders kritischer Punkt, da Mehrwegsysteme auf wenige Standardformate angewiesen sind. Wellpappe hingegen lasse sich beliebig flexibel auf Ware anpassen.

Verpackungen im Sinne der Umwelt- und Ressourcenschonung in den Blick zu nehmen, sei richtig, meint der Verband, der den EU-Ansatz zur Verpackungsminimierung und Verhinderung von Overpackaging unterstützt. Dies gelinge aber nicht über starre Quoten. Entscheidend sei die Betrachtung des konkreten Anwendungsfalls. Studien hätten hier gezeigt, dass Wellpappe in solchen Vergleichen durchaus als nachhaltigere Lösung abschneiden könne.

Beitragsbild: XXLPhoto/istockphoto.com/akz-o

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