Kirchenführung mit himmlischer Unterstützung
Erharting: Zu einer nicht alltäglichen Kirchenführung lädt der Brauchtumsverein Erharting in Zusammenarbeit mit dem Katholischen Kreisbildungswerk Mühldorf am Sonntag, 24. September, nachmittags um 14 Uhr in die Erhartinger Pfarrkirche ein.
Die Erhartinger Pfarrkirche ist für eine Landkirche schon vom Äußeren gesehen ein imposantes Bauwerk, nicht zuletzt wegen des übermauerten Giebels, der auch als Schauseite des Gotteshauses bezeichnet wird. In den drei Nischen hoch über dem Eingangsportal blicken die Pfarrpatrone Petrus und Paulus sowie die Patrona Bavariae auf das Kirchenvolk herab. Um diese drei Skulpturen, die in der ehemaligen Vorgängerkirche am Hochaltar ihren Platz hatten, gibt es schon eine interessante Geschichte.
Die gewendete Kirche von Erharting
Bei der anberaumten Führung durch die „gewendete Kirche“ ist dann viel Interessantes zur Baugeschichte zu erfahren. In einer Beschreibung von 1753 heißt es wie folgt: „Die Erhartinger Pfarrkirche an der Landstraße von Ötting nach Landshut zählt zu den ruinösesten und baufälligsten im weiten Umkreis. Nachdem mehrere Baumeister ihre Kostenangebote abgegeben hatten, entschied man sich für den Neuöttinger Baumeister Johann Reißmair der den Kirchenbau im Akkordverfahren erstellen wollte. Kurz vor Baubeginn im April 1754 verstarb der Baumeister ganz plötzlich. Seine Witwe wollte jedoch unbedingt den Auftrag ausführen und so übertrug sie das Bauvorhaben an ihren Schwager Josef Reißmair der in Landshut als Meister ansässig war. Um die enge Kostenplanung einhalten zu können wurde an allen Ecken und Enden gespart. So ergab es sich, dass schon wenige Jahre nach Fertigstellung gravierende Baumängel zeigten.
Nicht ganz „heiligmäßig“ Eifersüchteleien gegenüber den Innendienstlern
Im Anschluss an diese und weitere interessante Ausführungen werden die Pfarrpatrone Petrus und Paulus von ihren Nischen im Kirchengiebel zum Kirchenvolk herniedersteigen und im lockeren Dialog die markantesten Skulpturen und Bildnisse ihrer Heiligenkollegen im Kirchenraum hinterfragen und erläutern. Dabei kommen auch manche „Eifersüchteleien“ gegenüber den „Innendienstlern“ zu Tage. Um das Ganze nicht auf die Spitze zu treiben gesellt sich dann noch zum krönenden Abschluss die Patrona Bavariae hinzu um ihre Sichtweise der Dinge darzustellen und die Beiden aufzufordern nach ihrem bodenständigen Ausflug mit ihr wieder an den seit 267 Jahren zugewiesenen Platz an der Außenfassade zurückzukehren.
Zu den Fotos: Die Schauseite der Erhartinger Pfarrkirche mit den Kirchenpatronen und der Patrona Bavariae. Probe für das Schauspiel der Heiligen, hier noch ohne Kostüme. von links, Thomas Mück (St. Paulus), Maria Atzinger (Patrona Bavariae), Leonhard Biermaier (St. Petrus).