Persönlichkeiten

Erinnerungen an Pfarrer Josef Maier

Der Pfarrer geht – der Herrgott bleibt

Auf den Geistlichen Rat Josef Klapfenberger – in Statur und Einstellung eher ein „barocker Pfarrer“ – folgte am 1. September 1980 Pfarrer Josef Maier. Der schlanke, asketische „lauffreudige“ Nachfolger kam mit Pfarrhaushälterin Maria Huber aus Nandlstadt zu uns nach Mühldorf. Seine alte Wirkungsstätte hatte Pfarrer Maier nur schweren Herzens verlassen, er war dort sehr beliebt gewesen. In Mühldorf übernahm er die Pfarrei St. Nikolaus, deren Mitglieder ihm mit vielen Erwartungen, aber auch mit Skepsis entgegentraten.

Als Mitglied des Pfarrgemeinderats habe ich die ganze Amtszeit von 21 Jahren eng mit Pfarrer Josef Maier zusammengearbeitet. Mit Bildern möchte ich an wichtige Ereignisse und Stationen dieser Zeit erinnern:

Ausgeweiht im Jahr 1957 in Freising, feierte Josef Maier in Töging St. Josef seine Primiz. Er war ein Priester, dem das liturgische Leben in „seiner“ Pfarrei und Kirche St. Nikolaus sehr am Herzen lag. Besonders das Mitbeten und Mitsingen übte er fleißig mit den Gläubigen. Bald war er als sogenannter „Halleluja-Pfarrer“ weithin bekannt, wenn auch nicht bei jedermann beliebt. Dazu kamen „Neuerungen“, die bis heute Bestand haben. Unter anderem führte Josef Maier den Kreuzweg durch die Altstadt, die 15-Messe am Freitag und die Anbetung am Mittwoch in der Frauenkirche ein.

Bereits 1981 gründete er in Mühldorf eine Ortsgruppe der Katholischen Pfadfinderschaft Europas (KPE). „Für uns Pfadfinder hat er sich stets Zeit genommen“, erinnert sich Elisabeth Leyendecker, geborene Keindl, in dem Nachruf in der Pfadfinderzeitschrift. „Die im Pfarrhaus zur Verfügung gestellten Gruppenräume werden auch heute noch von den beiden Stämmen für Jungen (St. Nikolaus) und Mädchen (Maria Goretti) genutzt. Wir haben von ihm viel über unseren Glauben erfahren und mit seiner Glaubensfreude hat er uns angesteckt.“ Die ersten Jahre fuhr er, obwohl schon über 50 Jahre alt, auch noch mit in die Zeltlager. Im Urlaub übte er dann das Schlafen auf Iso-Matte und im Schlafsack. So wunderte sich eine Schwester in Kloster Säben in Südtirol, dass am Morgen sein Bett immer so unbenützt aussah.

Pfarrer Josef Maier war außerordentlich musikalisch. Bereits in Nandlstadt hatte er die Batho-Messe komponiert. Marion Ruhland, heute Schulleiterstellvertreterin und Lehrerin für Musik und Mathematik an der Realschule in Waldkraiburg, erinnert sich:

„Er interessierte sich für das Notenschreiben mit dem Computer und wollte wissen, wie das Programm heißt, mit dem wir bei Kolping und im Jugendchor unsere Musikmappen erstellt hatten. Und es dauerte nicht lange, bis er sich die Software „Capella“ gekauft und sich intensiv damit beschäftigt hatte. Von da an telefonierte er regelmäßig mit mir und es konnte schon vorkommen, dass auch noch nach 22 Uhr das Telefon klingelte, wenn er ein Problem gelöst haben wollte. Bald war er mir ein großes Stück voraus, da er die Noten nicht mehr über die Tastatur eingab, sondern sich ein entsprechendes Keyboard kaufte, so dass er die Noten direkt einspielen konnte. Und es machte ihm auch später in Niedertaufkirchen sichtlich Freude, nun mir etwas erklären zu können.“

Pfarrer Josef Maier ging gerne auf Reisen. Besonders Italien hatte es ihm so sehr angetan, dass er mit seiner Pfarrsekretärin im Büro Italienisch lernte und sprach.  Selbst sein Brevier (Stundengebet) betete er in italienischer Sprache.

Neun große Pfarrwallfahrten hat er alle zwei Jahre mit einem Reiseunternehmen aus Trostberg bestens organisiert. Sie gingen vor allem nach Italien (unter anderem 1985 nach Rom), aber auch nach Frankreich (bis nach Lisieux) und im Jahr 2001 sogar nach Breslau und Tschenstochau. Die Plätze zum Mitreisen waren begehrt. Jeden Tag zelebrierte er auf diesen Reisen eine Hl. Messe mit eigenem Liederheft und den Erläuterungen zu den Besonderheiten der jeweiligen Kirche.

Dazu kamen noch die „Kleinen Pfarrwallfahrten“ in die nähere Umgebung, meistens im Herbst – unter anderem 1983 nach Scheyern, 1995 nach Maria Thalheim bei Dorfen und 1999 nach Binabiburg.

Pfarrer Josef Maier schrieb mit besonderer Leidenschaft eigene Theaterstücke und führte dabei auch Regie. Besonders herauszuheben: Das Stück, für die Pfadfinderinnen geschrieben, über die sel. Theresia von Jesu Gerhardinger in den Jahren 1985/1986 mit fünf Aufführungen in Mühldorf, München und Miesbach. Hauptdarstellerin war Gabi Liegl, die heute Oberin der Armen Schulschwestern in Neunburg vorm Wald ist.

Im Jahr 1992 folgte das Stück „Auf dass es brenne“ über das Leben und Wirken des Pfarrers Dr. Paul Josef Nardini mit ebenfalls fünf Aufführungen in Mühldorf, Mallersdorf und Pirmasens. Das Besondere an diesen Aufführungen war jedoch, dass hier Akteure der ganzen Pfarrei St. Nikolaus mitwirkten und sich dadurch ein besonderes Zusammengehörigkeitsgefühl  entwickelte. Nikolaus Heckl drehte damals sogar einen Film über das Stück. Hauptdarsteller war Gerhard Gumpinger, heute Pfarrer und Stiftsdekan in Tittmoning.

Eine besondere Freundschaft verband ihn mit den Kindern im Kindergarten St. Nikolaus und dessen Leiterin Schwester Magina Hof und der Kinderpflegerin Georgine Hahn. Zum Abschied im Jahre 2001 lobte der „Kindergartenkaplan“ (mein ältester Enkel Florian Keindl) Pfarrer Josef Maier mit diesen Worten: „Trotz vieler Arbeit und Mühe war er stets bereit und hatte für die Kinder immer Zeit. Bei jeder Feier im Kindergarten konnten wir seinen Besuch erwarten. Keinen Wunsch hat er uns abgeschlagen, ich muss das einmal offen sagen.“

Mit großer Freude organisierte Pfarrer Josef Maier mit seinem Mitbruder und Krankenhausseelsorger Simon Mösenlechner die Primiz für Gerhard Gumpinger. Sie fand am 6. Juli 1997 auf dem Stadtplatz statt und war für ihn sicher der Höhepunkt seiner priesterlichen Tätigkeit in Mühldorf. Dass die Primiz zugleich von seinem 40-jährigen Priesterjubiläum ablenkte, war ihm nur recht. Denn persönliche Feiern um seine Person lehnte Josef Maier stets ab.

1993 initiierte Pfarrer Maier das Aufstellen einer lebensgroßen bronzenen Statue des Hl. Korbinian im Mittelpunkt des Pfarrgartens, um die jetzige Zugehörigkeit zum Erzbistum München-Freising hervorzuheben. Mit der Bischofsstadt Freising und dem Grab des Hl. Korbinian verbanden ihn 19 prägende Jahre seines Lebens.

Am 21. Februar 2020 ist Pfarrer Maier im Caritas-Heiliggeist-Spital in Mühldorf verstorben. Er wurde fast 89 Jahre alt. Pfarrer Roland Haimerl, Leiter der Stadtkirche, schreibt in seinem Nachruf: „Ich bin überzeugt, er wird von da, wo er jetzt für immer zu Hause ist, auch weiterhin seine schützende Hand über Mühldorf halten.“

Ein Gastbeitrag von Ilse Haserer

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