Gesellschaft

Der Gänsebraten ist oft nur noch ein Abfallprodukt

Für viele gehört an Weihnachten einfach dazu: der Gänsebraten. Im Supermarkt ist das Fleisch in der Adventszeit oft schon für wenige Euro zu haben. Der günstige Braten wird aber mit einer Menge Tierleid erkauft.

Ein Leben im Freien, am Wasser, so wie auf unserem Beitragsbild haben die allermeisten Gänse nicht. Diese sozialen und intelligenten Tiere sind Wasservögel, sie brauchen das Wasser auch zur Gefiederpflege.

Die Kampagne „Ente und Gans aus Polen“, die sich zum Ziel gesetzt hat, den Verzehr von polnischen Enten und Gänsen auf dem deutschen Markt zu fördern schreibt: „Gänse vertragen als einzige der vier wichtigsten Geflügelarten die intensive industrielle Aufzucht sehr schlecht. (Anm. d. Red. Gibt es eine Geflügelart, die die intensive industrielle Aufzucht gut verträgt?) Das Wohlergehen der Vögel war die Grundlage für die Entwicklung einer speziellen Technologie der Gänseaufzucht in Polen. „Polnische Hafergänse“ werden auf kleinen Bauernhöfen mit Zugang zu Ausläufen gehalten, was von den Vögeln gern genutzt wird. Nur im freien Auslauf können die Vögel ihr natürliches Verhalten voll entfalten. Der Aufenthalt im Auslauf, die Möglichkeit sich nahezu frei zu bewegen, die frische Luft und die Sonne zu genießen, wirken sich sehr positiv auf das Immunsystem der Vögel aus und erhöhen ihre natürliche Widerstandskraft gegen Krankheiten.“ 

Hafermastgänse werden schon für circa 5 Euro und sogar weniger für das Kilo verscherbelt

Hört sich gut an. Martin Rittershofen, Kampagnenverantwortlicher für Nutztiere bei VIER PFOTEN, schreibt dazu „Hafermastgänse werden schon für circa 5 Euro und sogar weniger für das Kilo verscherbelt, eine Verbesserung der Tierhaltung ist bei solchen Preisen unmöglich. Wer so wenig Geld für Gänsefleisch ausgibt, kann nahezu sicher sein, dass dieses aus problematischer Intensivmast stammt. Für Freilandgänse sollten Verbraucherinnen und Verbraucher je Kilo mit 15 bis 20 Euro rechnen. Bei Bio-Gänsen fallen circa 25 Euro pro Kilo an. Trotzdem sagt der Preis allein nichts über die Haltungsbedingungen aus, daher sollte man zusätzlich auf verlässliche Siegel wie ‚Auslaufhaltung‘, ‚Freilandhaltung‘, ‚Weideganshaltung‘ oder das Bio-Siegel sowie auf das Herkunftsland, am besten Deutschland, achten.“

Den größten Teil des in Deutschland angebotenen Gänsefleischs kommt allerdings nicht aus Deutschland. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wurden 2021 ca. 18.200 Tonnen Gänsefleisch aus dem Ausland (ca. 98 % davon aus Ungarn und Polen) verkauft, aus deutschen Betrieben kamen lediglich 2.600 Gänsefleisch.

Der Gänsebraten ist oft nur noch ein Abfallprodukt

GEO.de Hamburg berichtete bereits im Dezember 2022, unter der Überschrift „Lebendrupf & Stopfmast Tierleid für den Festtagsbraten: Das blutige Geschäft mit der Weihnachtsgans“, dass in vielen Ländern – darunter auch Ungarn, Bulgarien, Frankreich und Spanien – die Gänse unter tierquälerischen Bedingungen in Intensivmastbetrieben gehalten werden, große Bestände, enge Käfige, kürzere Mastperioden, hochkonzentriertes und zum Teil gentechnisch verändertes Futter und künstliches Licht, das die Tage verlängert, damit die Tiere nicht schlafen, sondern stattdessen fressen. GEO berichtet weiter „Die Tiere werden dort nach wie vor für die Produktion von Stopfleber mittels langer Metallrohre auf brutale Weise zwangsernährt und meist lebendig gerupft, eine qualvolle Praxis, die zwar in Deutschland gesetzlich verboten ist, aber durch den Import aus diesen Ländern trotzdem im Ausland gefördert wird.“

Die international tätige Tierschutzorganisation VIER PFOTEN berichtet ähnlich: „Obwohl die Produktion von Stopfleber in Deutschland gesetzlich verboten ist, steht die sogenannte Gänsestopfleber (Foie Gras) auch hierzulande noch auf den Speisekarten von einigen Restaurants. Dabei ist sie eine einzige Tierqual. Bei der Gänsestopfmast werden den Gänsen mehrmals täglich lange Metallrohre mit Gewalt in den Hals gerammt. Diese brutale Zwangsernährung mit einem Brei aus Mais führt zu einem krankhaften Wachstum der Leber auf das Zehnfache der Lebergröße einer Biogans.

Deshalb seien Stopfgänse billig, so VIER PFOTEN, sie können von Mästern doppelt verwendet werden, der Rest des Tieres kommt als Weihnachtsgans ohne Innereien in den Supermarkt. Da das Fleisch von Stopfgänsen durch den Verkauf der Fettlebern mitunter mitfinanziert wird, kann dieses dann auch deutlich günstiger angeboten werden. Ein Kilogramm Gänsefleisch im Discounter kostet nur wenige Euro – ein Kilogramm Gänsefleisch aus kontrollierter und zertifizierter Haltung kostet leicht das Zehnfache.

Das können wir alle tun, um dieses Tierleid zu mildern: Auf die Weihnachtsgans verzichten. Oder einen angemessenen Preis für den Gänsebraten bezahlen und genau darauf achten, wo das Tier herkommt. Übrigens, der billige Entenbraten ist keine Alternative, hier sieht es nicht besser aus.

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