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Tage des Erinnerns an die Schlacht 1322 bei Erharting: Historisches Lagerleben vom 18. bis 21. Mai                       

Gelegentlich taucht die Frage auf „ist es sinnvoll den Jahrestag einer Schlacht zu begehen?“ Hierzu ist folgendes anzumerken. Bei den Tagen des Erinnerns an die letzte Ritterschlacht ohne Feuerwaffen auf deutschem Gebiet bei Erharting wird es mit Sicherheit nicht nur um das blutige Gemetzel, das eine kriegerische Auseinandersetzung mit sich bringt, gehen. Vielmehr soll auch das ritterliche Leben in Friedenszeiten dargestellt und das Leben der hiesigen Bevölkerung unter den Erschwernissen der Schlacht in den Mittelpunkt gestellt werden.

Der Feldgottesdienst am Sonntag, 21. Mai wird zusätzlich untermauern, dass es bei der Veranstaltung auch um das Gedenken und Erinnern an die vielen Opfer auf beiden Seiten geht. Die Aufarbeitung und Betrachtung dieses Geschichtsabschnittes in unserer Region kann dabei auch das Verständnis stärken wie wichtig der Frieden, gerade in der jetzigen Zeit ist. 

Klischee – der Ritter in Rüstung

Die weitverbreitete Meinung, dass die Ritter immer ihre Rüstung trugen, hat sich über die Jahrhunderte im Verständnis der Leute eingeprägt. Dies ist ein großer Irrtum, die Rüstung und Bewaffnung kam nur zum Einsatz wenn die Ritter in den Krieg ziehen mussten. Selbst im ritterlichen Alltag war der oftmals verklärte Ritter zumindest kleidungsmäßig nicht vom gewöhnlichen Volk zu unterscheiden. Lediglich an der Haartracht konnte man „edel und gemein“ unterscheiden. Während man den edlen Herrn an der langen Haar-und Barttracht  erkennen konnte, musste sich der „Gemeine“ durch die verordnete kurze Haartracht als „G´scherter“ (Geschorener) identifizieren lassen. Davon rühren auch die Bezeichnungen „Gscherter Lackl, Gscherter Hammel oder Gscherter Hund“ her, die in Bayern zum landläufigen Sprachgebrauch gehören.

Nicht nur Rittertum war 1322 gefragt – ohne die Bauern wäre einiges nicht gelaufen

Die lagernden Truppen in der Region um Erharting mussten mit Lebensmitteln versorgt werden, auf beiden Seiten waren neben den jeweils ca. 6000 Kriegern auch dieselbe Anzahl an Begleitpersonal zu verköstigen. Mit kurzfristig angeordneten Sonderabgaben zu Lasten der bäuerlichen Bevölkerung versuchte man die Versorgung sicherzustellen. Was man nicht auf offiziellem Weg bekam, holten sich die Besatzer dann eben mit Gewalt, ein Alptraum für die Menschen in der Region und darüber hinaus. Diese Situation soll ein wichtiger Bestandteil der Veranstaltung sein. 

Die höfische Reiterquadrille der Edeldamen (Gesellschaft der 4 Lande) Caro Eisenreich, Gesellschaft der 4 Lande. Josef Padlesak, Mühldorf

Parallelen zum bäuerlichen Alltag von vor 700 Jahren und heute

Das Datum der Schlacht von 1322 Ende September hatte nicht nur strategische Gründe, vermutlich wollte man den Bauern noch die Möglichkeit bieten ihre Ernte in Friedenszeiten einzubringen. Nachdem nunmehr die Erhartinger Tage des Erinnerns an die Entscheidung um die Königswürde des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation bei Erharting aus organisatorischen Gründen in die Zeit des beginnenden Wachstums und des ersten Grasschnittes fallen und somit die Mäharbeiten vorgezogen werden und deshalb der Ernteertrag etwas reduziert ist, haben die jetzigen Bauern ähnliche Einbußen wie ihre Vorfahren vor 700 Jahren.  

Friedlich vereint auf dem Schlachtfeld von Erharting 

Somit sollen die Tage des Erinnerns ein verbindendes Fest zwischen allen Beteiligten werden. Ampfing wird auf das wirklich gelungene Historienspiel verweisen und auch ein großes Lager auf dem Original Schlachtfeld von Erharting aufschlagen, der Stadt Mühldorf als ehemalige Exklave des Bistums Salzburg wird die Aussage „Streit bei Mühldorf“ wichtig sein und Erharting kann mit den eindeutigen Forschungsergebnissen von Herbert Matejka das ehemalige Schlachtfeld ziemlich genau verorten und somit in dieses heimatgeschichtliche Prozedere zur Erkundung der letzten Ritterschlacht ohne Feuerwaffen auf deutschem Gebiet bei Erharting federführend einwirken. 

Abwechslungsreiches Programm an den vier Festtagen

Beim mittelalterlichen Feldlager auf dem ehemaligen Schlachtfeld von 1322 finden sich insgesamt 50 historische Lagergruppen, Händler und Musikgruppen ein. Bei authentisch nachgestellten Feldschlachten (Mann gegen Mann), Ritterturnieren, einer höfischen Reiterquadrille der Edeldamen kann man eine Zeitreise zurück in die Zeit vor 700 Jahren hautnah erleben. Alte Handwerksberufe werden ebenso vermittelt wie das karge Leben der unter den Besatzungstruppen leidenden Landbevölkerung. Mittelalterliche Musik und Gesang vermitteln zwei Musikgruppen, zusätzlich bieten der Chorus Madrigalis aus Pleiskirchen und einige umherziehenden Barden einen Einblick in die Melodienvielfalt vergangener Jahrhunderte. Für die Kinder steht ebenfalls ein abwechslungsreiches Angebot, wie Kinderschminken, verschiedene althergebrachte Spiele und ein Gauckler mit seinen Späßen zur Aufheiterung der jungen Besucher bereit. Alles in allem soll es ein Fest für Jung und Alt und im ganz besonderen für die Familien werden. 

Das Festgelände befindet sich in Neuhäusl, 84513 Erharting, in unmittelbarer Nähe des Landgasthofes Pauli Wirt

Weitere Informationen, z.B. die Vorstellung der teilnehmenden Gruppen und das ausführliche Programm kann man auf der Homepage www.erharting-1322 immer aktuell erhalten.

Beitragsbild: Die Julbacher Burgfreunde verteidigen die Isenbrücke als strategisch wichtigen Flußübergang , auch am Vortag der Schlacht vor 700 Jahren erfolgten an dieser Stelle erste Feindberührungen die von den bayerischen Truppen abgewehrt werden konnten. © Caro Eisenreich, Gesellschaft der 4 Lande. Josef Padlesak, Mühldorf

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