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Vom Schlossbräu zum Hofbrauhaus – droht das Ende von Toerring-Bier?

Jettenbach: Eine jahrhundertealte Tradition

Über Jahrhunderte hinweg war Jettenbach am Inn untrennbar mit dem Namen Toerring-Bier verbunden. Die Grafen zu Toerring-Jettenbach betrieben hier ihr Schlossbräu, das weit über die Region hinaus für süffiges Helles, Dunkles und Spezialitäten bekannt war. Noch bis in die späten 1990er-Jahre hinein rollten die Bierlaster aus Jettenbach – ein Stück Heimat und Identität für viele Menschen in der Region.

Doch mit der Übernahme des Gräflich von Moy’schen Hofbrauhauses Freising im Dezember 1998 begann das langsame Aus in Jettenbach. Nur wenige Jahre später, etwa 2001, verstummten die Sudkessel im Schlossbräu für immer. Das Bier mit dem roten Wappen des Hauses Toerring wurde fortan ausschließlich in Freising gebraut. Damit endete eine über Jahrhunderte gewachsene Brautradition in Jettenbach – und für viele war es ein schmerzlicher Abschied.

Marken weitergeführt – aber ohne Jettenbach

Die bekannten Marken Graf Toerring und Graf Ignaz blieben bestehen, doch ihre Heimat hatte sich verschoben. Statt aus Jettenbach kamen die Flaschen und Fässer nun aus Freising, wo das Hofbrauhaus weiter ausgebaut wurde. Für viele treue Kunden und Wirte war das ein Bruch: Das Bier schmeckte zwar ähnlich, doch die Identität als Jettenbacher Schlossbräu war unwiederbringlich verloren.

Die aktuelle Lage in Freising

Heute, rund 25 Jahre später, steht auch das Hofbrauhaus Freising selbst unter Druck. Die Brauerei schreibt seit Jahren Verluste und sucht laut übereinstimmenden Medienberichten einen strategischen Partner oder Käufer. Diskutiert wird eine Veräußerung der Brauerei – teils ist von einem symbolischen Kaufpreis von 1 Euro die Rede, verbunden mit Millionen an Verbindlichkeiten und einem hohen Investitionsstau.
(Quelle: Merkur, Süddeutsche Zeitung, Donaukurier)

Ob es tatsächlich zu einem Verkauf kommt, ist offen. Klar ist jedoch: Sollte ein neuer Investor einsteigen, könnte das auch das Ende von Toerring-Bier bedeuten – zumindest als eigenständige Marke mit eigenem Profil. Denn Investoren denken oft wirtschaftlich, weniger in Traditionen und Familiengeschichten.

Was bedeutet das für Jettenbach?

Für Jettenbach wäre dies ein zweiter Abschied. Nach dem Ende des Braubetriebs 2001 könnte nun womöglich auch das Bier, das den Namen Toerring trägt, endgültig Vergangenheit sein. Was bliebe, wäre die Erinnerung an das Schlossbräu, an die Zeit, als das Dorf selbstbewusst seine eigene Brauerei hatte – und an ein Bier, das aus der Region kam und für sie stand.

Die Brautradition in Jettenbach endete schon vor mehr als 20 Jahren. Doch mit dem möglichen Verkauf des Hofbrauhauses Freising steht nun auch die Zukunft von Toerring-Bier selbst auf dem Spiel. Ob die Marke überlebt oder verschwindet, wird sich in den kommenden Monaten entscheiden. Für viele Menschen in Jettenbach und Umgebung wäre es das endgültige Ende einer Geschichte, die tief mit ihrer Heimat verbunden ist.

Beitragsbild: Toerring Bier © inn-sider.de

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