30 Jahre Schützen- und Trachtenzug – ein europäisches Fest
„Es war spannend“, sagt Altbürgermeister Günther Knoblauch auf die Frage wie alles begann, mit dem Schützen- und Trachtenzug in Mühldorf vor dreißig Jahren.
Als man nach dem Krieg anfing das Volksfest in Mühldorf wieder zu etablieren kam man auf die Idee themenbezogene Tage einzuführen, den Tag der Landwirtschaft, den Tag der Nachbarschaft, den Kindertag usw, bis hin zum Feuerwerk am Montag dem letzten Tag des Volksfestes. Heute ist das bei allen Volksfesten üblich.
Nur am 2. Volksfestsonntag, erzählt Altbürgermeister Knoblauch, gab es kein Thema, es war zu wenig los und so entstand zunächst die Überlegung, einen Schützenzug zu organisieren: „Also sprach ich mit Rudi Berghammer, meinem Bürgermeisterkollegen aus Neumarkt-St. Veit, der auch Gauschützenmeister war und erzählte ihm davon.“
Bald schon aber wurde klar, dass es wenig attraktiv ist, für die Teilnehmer und für die Zuschauer, wenn nur ein Verein hinter dem anderen marschiert. „Also unterteilen wir den Festzug in Züge mit jeweils ca. zehn Gruppen und in jedem dieser Züge sollten Farbtupfer sein, eine Kapelle, ein Festwagen, eine internationale Trachtengruppe.“
Otto Buchmeier, damals Stadtrat in Mühldorf, hatte gute Verbindungen zu Südtirol und stellte einen Kontakt nach Waidbruck her. Hier feierte man gerade das hundertjährige Bestehen einer Blaskapelle und spontan sagten die Südtiroler zu. Damals fanden auch noch die Mühldorf-Treffen statt, auch über diese Kontakte konnten Gruppen gefunden werden, die gerne kamen, wie die Dorfmusik aus dem österreichischen Mühldorf im Mölltal.
So kam eins zu anderen, der Schützengau stellte einen Kontakt nach Pilsen in Tschechien zur Folkloregruppe JIRSKA her, aus der griechischen Partnerstadt Iraklon kam eine kretsiche Tanzgruppe und aus der ungarische Partnerstadt Cegléd kam die 40 Mann und Frau starke Blaskapelle. Der ehemalige Stadtwerksleiter Diener brachte einen Kontakt zu Schottland ein, der aber leider keine Zeit hatte, aber ein Kontakt zur Kirchengemeinde von Williamswood in Glasgow konnte vermittelt werden.
Ganz Europa hat sich bei uns am Stadtplatz getroffen, Griechen, Türken, Südtiroler, Russen, Schotten, Tschechen, Österreicher, Skandinavier tanzten und feierten gemeinsam.
Günther Knoblauch
2005, zum 140jährigen Bestehen des Mühldorfer Volksfestes schrieb Bürgermeister Knoblauch in seinem Grußwort: „140 Jahre gibt es nun schon die Mühldorfer Wies’n. Ein Traditionsvolksfest, das weit über die Grenzen Bayerns hinaus bekannt geworden ist. Von Schottland bis an die Wolga, von Skandinavien bis Griechenland kommen die Menschen in Mühldorf am Inn zusammen, um gemeinsam zu feiern. Seinen Höhepunkt findet das Fest im internationalen Schützen und Trachtenzug, der mittlerweile zu den bedeutendsten Brauchtumsveranstaltungen Bayerns gehört.
Aus dem Programm 2005:
Zug 5: Dorfmusik Mühldorf im Mölltal – Sportschützen Mößling e. V. – Festwagen Kirche Mößling – SV d’Isengauer Mößling – Burgkirchener Goaßlschnoizer – Altschützen 1904 Salmanskirchen – Almtaler Bauernbühne Scharnstein – Schützengesellschaft 1900 Haigerloh e. V.
Zug 8: Bundesmusikkapelle Achenkirch aus Österreich – Hubertusschützen Peterskirchen- Folkloreverein Jiskra aus Westböhmen – SV Gemütlichkeit Frauenornau – Festwagen Wimmer und Bayerischer Bauernverband – Sportschützen Auerhahn Salmanskirchen – Skandinavische Volkstanzgruppe Trachtengruppe – SV Gemütlichkeit Niederbergkirchen.
Über Kontakte zu Waldkraiburger Vereinen kamen eine türkische und auch eine russische Gruppe aus dem Ural nach Mühldorf.
Somit war es mit dem Festzug allein nicht mehr getan und für die Tanzgruppen wurde am Sonntagvormittag ein Empfang organisiert. Jede Gruppe führte Tänze auf. „Ganz Europa hat sich bei uns am Stadtplatz getroffen“, freut sich Altbürgermeister Knoblauch, „Griechen, Türken, Südtiroler, Russen, Schotten, Tschechen, Österreicher, Skandinavier tanzten und feierten gemeinsam.“
Schützenvereine, Böllerschützen, ja sogar Kanonen waren dabei und selbstverständlich wollten diese auch schießen. Dies ging beim Festzug aber nicht wegen der Kutschpferde. So entstand die Idee sich im Anschluss an den Festzug auf dem TSV Gelände zu treffen.
In den Festzelten wurden alle Teilnehmer nochmals begrüßt und zeigen sich den begeisterten Besuchern. Teilnehmer aus der ehemaligen DDR, aus Franken, dem Schwarzwald und aus bis zu zehn europäischen Ländern feierten gemeinsam. „Unser Schützen- und Trachtenzug wurde zum europäischen Fest“, sagt Altbürgermeister Günther Knoblauch.
Fotos wuden uns von Altbürgermeister Günther Knoblauch zur Verfügung gestellt.