GesellschaftMeldung des Tages

Wer zahlt für die Plastikverschmutzung?

353 Millionen Tonnen Plastikmüll fallen jedes Jahr an. Bis ins Jahr 2060 wir sich dieser Wert auf 1.014 Million Tonnen (= 1.014.000.000.000 kg) verdreifachen, wenn sich das Verbraucherverhalten nicht veränderte. Das berichtet der ORF Anfang dieses Monats.

Nach einer Anfang 2015 in der wissenschaftlichen Zeitschrift Science veröffentlichten Studie gelangten im Jahr 2010 etwa 8 Millionen Tonnen dieses Mülls in die Ozeane. Insgesamt befinden sich rund 100 Millionen Tonnen Plastikmüll in den Weltmeeren. (Wikipedia)

Plastikmüll schadet und tötet

Vor allem größere Plastikteile können überlebenswichtige Funktionen, die Verdauung, die Fortbewegung und vieles mehr nicht nur stören, sondern zum Tod führen.

Mikroplastik, also kleinste Kunststoffteilchen die immer noch z. B. in Wasch- und Reinigungsmittel enthalten sind nehmen die Meeresbewohnern mit der Nahrung aufgenommen. Diese Plastikpartikel steigen in der Nahrungskette immer weiter auf, auch schon beim Plankton und gelangen somit auch in die Nahrung anderer Lebewesen über Fische bis hin zum Menschen. Da den Plastikteilen viele giftige Chemikalien anlagern, können sie beim Menschen und auch bei anderen Tieren beispielweise auch Krebs verursachen.

Eine in einem Geisternetz verfangene Schildkröte
© Doug Helton , NOAA/NOS/ORR/ERD – http://www.photolib.noaa.gov/htmls/fish1933.htm, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=19243875

Plastikmüll in den Meeren © Jürgen Freund / WWF

Wer zahlt für die Plastikverschmutzung?

Wer zahlt für die Plastikverschmutzung? Das beantwortet der am 06.11.2023 veröffentlichte WWF-Report: „Kosten von Plastikverschmutzung sind in ärmeren Ländern bis zu zehn Mal höher als in reichen Ländern / WWF fordert globales UN-Abkommen mit verbindlichen Regeln für Produktion und Verbrauch“

„Plastik gilt als billig, doch das täuscht. Die Herstellung und Entsorgung von Kunststoffen sowie Plastikverschmutzung verursachen hohe Kosten für die Umwelt, Gesundheit und Wirtschaft – doch diese Kosten sind ungleich verteilt. Vor allem ärmere Staaten zahlen den Preis für den weltweiten Überkonsum von Plastik:  In Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen liegen die „wahren Kosten“ von Plastik acht bis zehnmal höher, obwohl pro Kopf fast dreimal weniger Plastik verbraucht wird als in Ländern mit hohem Einkommen.“ Zu diesem Schluss kommt der WWF-Report.

Demnach ist die gesamte Plastik-Wertschöpfungskette – von der Gewinnung der Rohstoffe, über die Produktion, die Verwendung, die Entsorgung und die Umweltverschmutzung durch Plastikmüll – von strukturellen Schieflagen gekennzeichnet, die das weltweite soziale Ungleichgewicht befeuern.  „Das derzeitige Plastiksystem ist ungerecht gegenüber den schwächsten und benachteiligten Ländern unseres Planeten. Es verlagert den Großteil der Kosten auf diejenigen, die am wenigsten dazu in der Lage sind, die Last zu bewältigen, ohne diejenigen zur Rechenschaft zu ziehen, die die Produkte überhaupt erst herstellen und verwenden“, sagt Alice Ruhweza, Senior Director of Policy, Influence and Engagement bei WWF International.

„Neben direkten Umweltschäden beinhalte das derzeitige Plastiksystem auch ernste Gesundheitsrisiken für marginalisierte Bevölkerungsgruppen in ärmeren Ländern. In Laos beispielsweise ist die giftige Luftverschmutzung durch die Verbrennung von Kunststoffen unter freiem Himmel inzwischen für fast zehn Prozent der jährlichen Todesfälle verantwortlich. Insgesamt verursachen Krankheiten im Zusammenhang mit unsachgemäßer Abfallbewirtschaftung jährlich bis zu einer Million Todesfälle, vor allem in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen. Auch die prekären Arbeitsbedingungen in der Abfallentsorgung sind oft gefährlich für die Arbeitenden“, berichtet WWF.

Die im Report genannten Mehrkosten in ärmeren Ländern entstehen vor allem durch Umweltbelastungen, wie Luftverschmutzung und Eintrag von Schadstoffen und Müll in Gewässer und Natur. Seit dem Jahr 2000 hat sich die weltweite Plastikmüllmenge auf 353 Millionen Tonnen verdoppelt. Während die weltweite Produktion und der Verbrauch von Kunststoffen – insbesondere von Einwegplastik – stetig steigt, ist die Infrastruktur für sichere Abfallentsorgung in ärmeren Staaten stark limitiert. Stattdessen sind diese Länder auf offene Verbrennung und Deponien angewiesen, so dass Kunststoffabfall häufiger in die Umwelt gelangt. 20 Prozent der weltweiten Kunststoffabfälle erreichen nie ein Abfallbewirtschaftungssystem, sondern landen auf fragwürdigen Mülldeponien, in der Umwelt oder werden in offenen Gruben verbrannt. Neben Investitionen in die Entsorgungsstrukturen ärmerer Länder, muss zuerst die Menge des anfallenden Plastikmülls deutlich reduziert werden, fordert der WWF.

Die ärmeren Staaten, die einen Großteil unseres Plastikmülls entsorgen müssen, haben wenig Einfluss auf die Produktion Kunststoffartikeln und Verpackungen. Diese Entscheidungen werden meist von multinationalen Industrieunternehmen mit Sitz in den hoch entwickelten Ländern getroffen. „Ärmere Staaten sind für die grenzüberschreitende Plastikflut schlechter gerüstet und zahlen einen unproportional hohen Preis, obwohl sie nur für einen Bruchteil des Verbrauchs verantwortlich sind. Ein starkes UN-Abkommen mit verbindlichen, harmonisierten Regeln für Produktion und Verbrauch kann ein gerechteres System schaffen und ärmere Länder im Kampf gegen Plastikmüll stärken“, sagt Laura Griestop, Expertin für Plastik und Verpackungen beim WWF Deutschland.

Beitragsbild: Microplastic-found-key-largo-beach-state-park (Urheber: OceanBlueProject, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons

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