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Kilian und Bianca, unser Kiebitzpaar aus dem Landkreis Mühldorf ist zurück

Im vergangenen Jahr hatten wir in unserem Landkreis ein Kiebitzpaar von Beginn der Brutzeit bis zu ihrem Abzug im Herbst begleitet. Jetzt sind unsere beiden Feldvögel mit der auffälligen Federholle am Kopf zusammen mit vielen ihrer Artgenossen aus ihren Überwinterungsgebieten in den Landkreis Mühldorf zurückgekehrt und haben vielerorts bereits zu brüten begonnen.

Früher häufig – heute auf der Roten Liste der bedrohten Arten

Der Kiebitz ist ein typischer und einst weit verbreiteter Feldvogel unserer Kulturlandschaft und gehört als heimische Art zu unserem Landkreis und zu Bayern. Doch der sympathische „Himmelsgaukler“, wie er aufgrund seiner spektakulären Balzflüge auch gerne genannt wird, droht aus unserer Landschaft zu verschwinden und mit ihm ein Stück heimische Natur unserer Region. Er steht dabei stellvertretend für viele andere Tierarten in unserer Feldflur, denen es ähnlich ergeht. Die bayerischen Kiebitz-Bestände haben in den letzten 25 Jahren um 90 Prozent abgenommen. Wie vielen anderen Arten machen dem Feldvogel die Veränderungen in der Landschaft zu schaffen, denn sein ursprünglicher Lebensraum, nasse, extensive Feuchtwiesen, wird immer seltener. Der Kiebitz hat versucht, sich anzupassen und so legt der einstige Wiesenbrüter seine Bodennester heute auf Ackerflächen an. Doch der neue Ersatzlebensraum birgt wiederum neue Gefahren. Deshalb brauchen die Vögel Unterstützung.

Hilfe für den „Vogel des Jahres 2024“

Im Landkreis Mühldorf hat der Kiebitz großes Glück. Denn hier kümmert sich nun schon seit einigen Jahren das gemeinschaftliche Kiebitz-Schutzprojekt von Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV), Bayerischem Bauernverband (BBV), Wildland-Stiftung Bayern, Landschaftspflegeverband (LPV) Mühldorf und der unteren Naturschutzbehörde unter der Leitung des LPV Mühldorf um den Schutz der stark gefährdeten Vogelart. „Damit sind sie nicht alleine“, weiß Esther Lindner, Projektkoordinatorin beim LPV Mühldorf zu berichten. Neben den Kiebitz-Schutzprojekten aus den benachbarten Landkreisen Rosenheim, Altötting, Traunstein und Rottal-Inn bemühen sich mittlerweile bayernweit zahlreiche Initiativen um den Erhalt und Schutz der bedrohten Wiesenbrüter. „Wir stehen dabei in engem Austausch mit vielen unterschiedlichen Akteuren aus dem Wiesenbrüterschutz, um die optimalsten Maßnahmen ergreifen zu können und gleichzeitig anderen Aktiven Hilfestellungen zu geben.“, erklärt Lindner. Als wichtiger „Vernetzer“ agiert hier auch der Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) im Rahmen seines Projektes „Vanellus vanellus muss ein Bayer bleiben“.

Nicht zuletzt um auf die starke Gefährdung des einstigen Allerweltvogels hinzuweisen, wurde der Kiebitz in diesem Jahr nun auch zum „Vogel des Jahres 2024“ gewählt. Damit steht er heuer im Fokus vieler Berichte über bayernweite Schutzprojekte.

Die Wichtigkeit des Wiesenbrüterschutzes zeigt sich auch in der jährlichen Förderung des Mühldorfer Kiebitz-Schutzprojektes durch den Freistaat Bayern. Dieser fördert im Rahmen der Landschaftspflege- und Naturpark-Richtlinie (LNPR) gestaltende und erhaltende Maßnahmen für geschützte, im Bestand gefährdete Arten wie den Kiebitz und ihre Lebensräume mit einer 90%igen Förderung. Dank dieser finanziellen Unterstützung kann das Mühldorfer Kiebitz-Schutzprojekt auch in diesem Jahr wieder die Arbeit zum Erhalt und zur Förderung der Kiebitz-Population im Landkreis fortsetzen und hoffentlich an die Erfolge aus dem letzten Jahr anschließen. „Denn 2023“, so erklärt die Projektleiterin, „konnte im Landkreis Mühldorf dank der verschiedenen umgesetzten Hilfsmaßnahmen bei den Kiebitzen die bislang höchste Schlupferfolgsrate von über 60 Prozent erzielt werden.“. Das macht Hoffnung für die Zukunft der Kiebitze im Landkreis Mühldorf.

Kiebitz-Schutz ist eine Gemeinschaftsaufgabe

Der Schutz der gefährdeten Wiesenbrüter kann nur gemeinsam gelingen. Um die Landwirtinnen und Landwirte beim Schutz der Kiebitzgelege auf ihren Feldern zu unterstützen, sind seit Mitte März wieder mehrere ehrenamtliche Kiebitz-Helferinnen und -Helfer der LBV Kreisgruppe Mühldorf in den bekannten Kiebitzbrutgebieten im Landkreis unterwegs, um nach brütenden Kiebitzen Ausschau zu halten. Entdeckte Nester werden über die Projektleiterin des LPV Mühldorf an die Bewirtschafter gemeldet und nach Rücksprache markiert, damit sie bei der Flächenbewirtschaftung umfahren werden können. „Da die Kiebitze sehr brutortstreu sind und das Projekt nun schon einige Jahre läuft, kennt man sich inzwischen schon. Das erleichtert die Arbeit“, so Lindner. Der kleinflächige Gelegeschutz durch das Umfahren der Nester wird in diesem Jahr erstmalig mit einer über den Freistaat Bayern geförderten Entschädigung von 100 Euro je Nest honoriert. „Natürlich kann es auch immer wieder Kiebitze außerhalb der uns bekannten Brutgebiete geben“, erklärt die Projektkoordinatorin. „Deshalb hilft uns jede eigene Kiebitz-Meldung von Landwirten oder aus der Bevölkerung.“. In diesem Zuge appelliert die Projektleiteriin auch wieder an den Beitrag zum Kiebitz-Schutz, den jeder einzelne von uns leisten kann: während der sensiblen Brutzeit von Anfang März bis Ende Juli heißt es jetzt wieder, wenn wir uns in der Natur bewegen, Störungen zu vermeiden, indem wir auf den Wegen bleiben und Hunde an der Leine führen. Kilian und Bianca sagen Danke!

Kontakt für Kiebitz-Sichtungen oder Fragen zum Kiebitz-Schutzprojekt: Projektkoordinatorin Esther Lindner (LPV Mühldorf), TEL: 08631 – 699 576   MAIL: e.lindner@lpv-muehldorf.de

Beitragsbild: Kiebitzmännchen Kilian im Vordergrund und seine bereits brütende Kiebitzdame Bianca auf einem Acker in ihrem angestammten Brutgebiet im Landkreis Mühldorf. (Foto LPV Mühldorf)

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