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Einstieg bis Jahresende möglich – mehr als 600 Ausbildungsplätze frei

Im Berufsberatungsjahr 2019/2020 (1. Oktober bis 30. September) registrierte der Agenturbezirk Traunstein mit den vier Landkreisen Traunstein, Altötting, Berchtesgadener Land und Mühldorf insgesamt 2 889 Bewerberinnen und Bewerber für Berufsausbildungsstellen. Das sind 68 junge Menschen mehr als im vorangegangenen Berufsberatungsjahr 2018/2019. Dem standen 4 095 Berufsausbildungsstellen gegenüber, 185 oder 4,3 Prozent weniger als im Vergleichsvorjahr.
Rein rechnerisch standen jedem Bewerber 1,4 Ausbildungsstellen zur Verfügung. Am 30. September, dem Stichtag des Berufsberatungsjahres, waren im Agenturbezirk Traunstein noch weniger als drei Bewerber unversorgt. Trotz der Veröffentlichung fast aller Ausbildungsstellen in der Jobbörse und einer steigenden Nutzung, blieben 661 der gemeldeten Ausbildungsstellen unbesetzt, das sind 112 oder 20,4 Prozent mehr als im Beratungsjahr davor. „Durch den Lockdown im Frühjahr wurde die klassische Zeitschiene der Berufswahl unterbrochen“, so Jutta Müller, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Traunstein, „zu Beginn des zweiten Schulhalbjahrs werden üblicherweise Praktika angetreten, es gibt Berufsinformationsveranstaltungen und Schulmessen. Diese persönlichen Informationsmöglichkeiten hatten die Ausbildungssuchenden dieses Jahr nicht im sonst üblichen Maße.“

Von den insgesamt 2 889 Bewerbern nahmen 1 842 eine Berufsausbildung auf und 103 junge Menschen entschieden sich für eine Erwerbstätigkeit. Für Gemeinnützige Dienste oder Bundeswehr entschlossen sich 37 Bewerber. Für einen weiteren Schulbesuch meldeten sich 561 ab, darunter sind 18, die ein Studium aufnehmen, 7 junge Menschen gaben als Abmeldegrund ein Praktikum an. Fördermaßnahmen nahmen 56 Bewerberinnen und Bewerber in Anspruch. Die Jahresbilanz zeigt 283 Bewerber ohne Angabe des Verbleibs. „Darunter sind auch die unversorgten jungen Menschen“, erläutert Müller, „diese werden durch die Berufsberatung besonders intensiv betreut. Auch die jungen Leute, bei denen nicht klar ist, wie es weitergehen soll, telefonieren die Berufsberater ab. Je schneller jetzt noch ein Ausbildungsplatz gefunden wird, desto höher sind die Chancen, in der Berufsschule den Unterrichtsstoff und im Betrieb die ersten Wochen des Einlebens nachzuholen“, so Müller. „Ein Einstieg bis Jahresende ist bei den meisten Arbeitgebern möglich.“
2 305 Bewerber sind aus dem diesjährigen Schulentlassjahr und 239 aus dem vergangenen Jahr. 338 junge Menschen haben den Schulabschluss schon länger als ein Jahr hinter sich und sind nun auf der Suche nach einer Ausbildung.

Der überwiegende Anteil der Ausbildungssuchenden, 2 539 ist unter 20 Jahre alt, 67 sind älter als 25 Jahre, 20 weniger als im vergangenen Berichtsjahr. „Um trotz sinkender Schülerzahlen die Ausbildungsplätze dennoch zu besetzen, hat bei vielen Arbeitgebern ein Umdenken eingesetzt und sie werben auch um ältere Kandidaten. Für viele Unternehmen haben ältere Azubis große Vorteile, beispielsweise die höhere Mobilität, Führerschein und Fahrpraxis. Manche Arbeitgeber schildern auch ein ausgeprägteres Verantwortungsbewusstsein der späten Azubis und eine höhere Teamfähigkeit“, erläutert Müller.
1 006 Bewerber haben einen Hauptschulabschluss, 1 355 verfügen über die Mittlere Reife und 370 haben Fachhochschul- oder Hochschulreife. Mehr als die Hälfte, 58,8 Prozent der Bewerber sind männlich. „Bei den Berufswünschen beobachten wir auch in diesem Jahr geschlechtertypische Prioritäten“, analysiert Müller, „bei den Jungen stehen technische oder handwerkliche Berufszweige auf der Wunschliste und bei den Mädchen eher noch kaufmännische oder medizinische Ausbildungen“, so Müller, „durch Automatisierung und Digitalisierung haben sich viele Tätigkeiten in Handwerks- und technischen Berufen geändert, sind leichter geworden, beispielsweise die körperlichen Anforderungen, sodass sich heute mehr junge Frauen in diese Berufe trauen könnten. Vorurteile abzubauen und die jeweiligen Talente zutage zu fördern, sind die Hauptaufgaben in der Berufsberatung“, so Müller abschließend. 

Unter den 4 095 Ausbildungsstellen bilden 1 368 Angebote aus Produktion und Fertigung mit den Schwerpunkten Maschinenbau, Mechatronik und Fahrzeug- und Energietechnik den größten Anteil. 1 066 Ausbildungsplätze gab es im Bereich kaufmännische Dienstleistungen und Handel, mit Ausbildung im Verkauf allgemein (496) und Verkauf von Lebensmitteln (140). 544 Ausbildungsstellen boten Unternehmensorganisation und Buchhaltung mit dem größten Angebot im Bereich Sekretariat/Büro mit 184 ausgeschriebenen Stellen. 299 Angebote kamen aus den Berufen des Gesundheits- und Sozialwesens und 408 Ausbildungsstellen aus Bau, Architektur und Gebäudetechnik.
Die meisten der 661 unbesetzten Ausbildungsplätze sind in den kaufmännischen Berufen (234). Insgesamt blieben bis zum Stichtag 16,1 Prozent der Ausbildungsstellen unbesetzt, gegenüber 12,8 Prozent im vorangegangenen Berichtsjahr.
Die 21 Berufsberaterinnen und Berufsberater, darunter 6 akademische Berater/innen und zusätzlich 7 Rehabilitationsberater betreuten im Beratungsjahr 2019/2020 regelmäßig 90 Schulen der Sekundarstufe I und II (davon 64 nur Sekundarstufe I) in den vier Landkreisen. Darüber hinaus betreuten die Rehabilitationsberater regelmäßig weitere 6 Schulen für Jugendliche mit Förderschwerpunkt geistige Entwicklung und 5 Sozialpädagogische Förderzentren mit Förderschwerpunkt Lernen.
In den insgesamt 243 Abgangsklassen konnten im vergangenen Schuljahr 5 838 Schüler das Beratungsangebot der Agentur für Arbeit nutzen. Die 189 Vorentlassklassen hatten 4 935 Schüler. An den Berufsschulen der vier Landkreise wurden weitere rund 150 jugendliche Flüchtlinge der Berufsintegrationsklassen regelmäßig informiert und beraten.
Die Berufsberatung veranstaltet jährlich für alle Vor- bzw. Entlassklassen mindestens zwei Gruppeninformationen zur grundsätzlichen Berufsorientierung und den Möglichkeiten, die individuelle Eignung herauszufinden. Diese finden meistens im Oktober und November in den Schulen statt und konnten auch in diesem Berichtsjahr angeboten werden. Dies wird ergänzt durch regelmäßige Schülersprechstunden. Daran schließt sich häufig ein Termin zur persönlichen Beratung an. Zwischen März und September waren die Berufsberaterinnen und Berufsberater nur telefonisch zu erreichen. Bei den Elternabenden der Schule wurde über berufliche und schulische Ausbildungswege und Unterstützungsmöglichkeiten durch die Agentur für Arbeit informiert. Durch die neu aufgelegten online Selbsterkundungstools, seit Mai „Check-U“ sowohl für Ausbildung, als auch für Studium, können die Schülerinnen und Schüler bereits mit den ersten Ergebnissen, bezogen auf die Berufsrichtung, in die Telefonberatung kommen.
Die Berufsberaterinnen und Berufsberater beteiligten sich im vergangenen Berichtsjahr noch im Herbst 2019 und am Jahresanfang 2020 an rund 30, meist an Schulen stattfindenden Berufsinfo- oder Studieninfotagen sowie regionalen Berufs- und Bildungsmessen mit Infoständen und Angeboten zu Berufseignungstests.
Die Berufsinformationszentren (BiZ) in Altötting und Traunstein halten aktuelle Informationen für Schüler, Lehrer und auch Eltern in mehreren Sprachen bereit. Im vergangenen Jahr haben zwischen September und Februar 83 Klassen mit knapp 2 000 Schülerinnen und Schülern die beiden Berufsinformationszentren in Altötting und in Traunstein besucht.
Berufskundliche Vorträge und Informationsveranstaltungen zu speziellen Themen wurden ebenfalls in beiden Berufsinformationszentren angeboten. Die Themen waren „Berufe in Uniform“, „Freiwilliges Soziales Jahr“ und „Ausbildungsabbruch vermeiden“. Dazu gab es regelmäßige Bewerbungsmappenchecks und Workshops zum Bewerbungstraining.
An Maßnahmen zur Berufseinstiegsbegleitung an den Mittelschulen nahmen in unterschiedlichen Jahrgängen 346 Schülerinnen und Schüler mit Unterstützungsbedarf teil.
Für die ausbildungsbegleitenden Hilfen (abH) waren 489 Plätze, dazu weitere Plätze für Assistierte Ausbildung (AsA) eingerichtet. Neben den betrieblichen Ausbildungsstellen, die von Arbeitgebern gemeldet oder von Mitarbeitern eingeworben werden, wurden im Agenturbezirk Traunstein 75 Plätze, zuzüglich rund 109 behindertenspezifische Plätze in Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen (BvB) zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus gab es 136 Plätze – mit Teilnehmern unterschiedlicher Ausbildungsjahre – für Berufsbildung in außerbetrieblichen Einrichtungen (BaE). Im Bereich Rehabilitanden wurden weitere 44 Plätze angeboten.

„Wir werden nicht müde, junge Menschen dazu zu ermuntern und manchmal auch erst zu befähigen, eine Ausbildung an den Anfang des Berufslebens zu stellen. Unser Ziel ist, gemeinsam mit dem Jugendlichen eine Perspektive zu entwickeln, die den Fähigkeiten und Eignungen entspricht“, führt Müller aus. „Wir bieten für ganz unterschiedliche junge Menschen verschiedene Unterstützungsmöglichkeiten, sowohl vor der Berufswahl, als auch begleitend in der Ausbildung und zur Vermeidung von Ausbildungsabbrüchen. Uns ist wichtig, dass verstanden wird, dass eine Ausbildung für einen Beruf der Grundstein ist, bei den zu erwartenden Weiterentwicklungen und Veränderungen in allen Berufsbildern Schritt halten zu können“, so Müller abschließend.

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