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Rufbus in der Kritik – Machtkampf im Rathaus

In Mühldorf a. Inn sorgt der neue Rufbus-Probebetrieb für Debatten: Bürgermeister Michael Hetzl und Verkehrsreferent Dr. Georg Gafus stehen sich in einer hitzigen Auseinandersetzung gegenüber. Während Hetzl den Rufbus als flexible und zukunftsfähige Lösung darstellt, erhebt Gafus deutliche Kritik. Ein geplanter Beschluss zur Fortführung des Rufbusses wurde kürzlich vertagt.

Etwas ungewöhnlich nutzte der Bürgermeister eine offizielle Pressemitteilung, um gegen seinen Kritiker, Dr. Georg Gafus, auszuteilen. Hetzl warf dem grünen Verkehrsreferenten vor, mit Begriffen wie „Desaster“ und „Schildbürgerstreich“ das Rufbus-Projekt grundlos in ein negatives Licht zu rücken. Hetzl bemängelte, dass Gafus nicht mit der Stadt abgestimmte Zahlen nutze und unverhältnismäßig harte Kritik übe, die er als „Milchmädchenrechenspiele“ bezeichnete. Weiterhin kritisierte der Bürgermeister, dass der Verkehrsreferent durch nicht abgestimmte Einladungen zu öffentlichen Veranstaltungen Verwirrung stifte und damit die Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen Stadtverwaltung und den Dienstleistern des Rufbus-Systems untergrabe. Hetzl beschrieb das Vorgehen von Gafus als „gefährlich“ für die Akzeptanz des Rufbus-Systems und den Erfolg des öffentlichen Nahverkehrs in Mühldorf.

Gafus gibt Kritik zurück

Dr. Gafus bleibt bei seiner Bewertung, dass der Rufbus mehr Nach- als Vorteile bietet und die Einführung des Systems als „Schildbürgerstreich“ zu bezeichnen sei. Auf die persönlichen Angriffe seitens des Bürgermeisters reagierte Gafus mit den Worten: „Die persönlichen Angriffe fallen auf Herrn Hetzl selbst zurück. Seine Pressemitteilung enthält viel Richtiges und Wahres – wenn man die Personen und Namen tauscht.“ Er verteidigt seine Wortwahl mit der Begründung, dass die Tatsachen für sich sprechen würden.

Einladungen zu Veranstaltungen seien nicht mit der Stadt oder dem Bürgermeister abgestimmt, weil der Bürgermeister seit Amtsantritt eine konstruktive Zusammenarbeit mit dem Referenten für Verkehr (und auch anderen) ablehne. „Die Veranstaltungen, zu denen ich als Verkehrsreferent geladen habe, haben natürlich keinen privaten Charakter, sondern sind Teil meiner Aufgabe als Referent für Verkehr“, betonte Gafus. „Ich lade den Bürgermeister gerne zu einem weiteren Runden Tisch mit den Verkehrsunternehmen ein. Diese haben sich bei mir bedankt, weil sie sich seit Jahren solche Gespräche gewünscht haben, für die der Bürgermeister keinen Bedarf sieht.“

Stadrat vertagt Entscheidung

Der Stadtrat vertagte jüngst die Entscheidung über die Zukunft des Rufbus-Systems. Grund für die Verschiebung war die laufende Diskussion über die Wirtschaftlichkeit und Leistungsfähigkeit des Rufbusses, insbesondere im Hinblick auf die von Hetzl propagierte Eignung für den dauerhaften Einsatz im Mühldorfer Stadtgebiet. Viele Stadträte zeigten sich skeptisch, ob das System in der aktuellen Form die Bedürfnisse aller Bevölkerungsgruppen abdeckt​.

Bezüglich der Nutzungsdaten erläutert Dr. Gafus, dass seine Zahlen auf öffentlich zugänglichen Quellen beruhen, darunter die „Mobilitätsstudie von ioki“ und Berichte des Stadtbusses. Er stellt klar: „Der Stadtbus hat mit dem Deutschlandticket bis zum 30.6. ca. 250-300 Fahrgäste am Tag befördert, der Rufbus schafft seit dem 1.7. lediglich ca. 80.“ Die Zahlen sprechen für sich, so Gafus, und belegen in seinen Augen eine ineffiziente Nutzung öffentlicher Mittel. „Beim mehr als vierfachen Preis für die Stadt ist der Rufbus ein reines Luxusangebot,“ erklärt er und hält dies für Steuergeldverschwendung, insbesondere im Vergleich zur hohen Nutzerzahl des ehemaligen Stadtbusses.

Gafus‘ Vision für den ÖPNV

In seiner idealen Lösung sieht Gafus eine kluge Kombination aus einem Linienverkehr und einem Demand-Service, um den verschiedenen Anforderungen der Mühldorfer gerecht zu werden. „Eine Kombination aus kostengünstigem Linienverkehr für die breite Masse und einem flexiblen Rufbus für abgelegene Haltestellen oder Randzeiten ist die beste Lösung.“ Als Vorbild nennt er Städte wie Wasserburg, die trotz kompakter Größe eine zuverlässige Linienbuslösung bieten und so eine kosteneffiziente Alternative zum reinen Demand-Modell bieten.

Gafus glaubt, dass das Vertrauen des Stadtrates in die Rufbus-Studie schwindet. „Immer mehr Stadträte erkennen durch den Probebetrieb die Schwächen der ioki-Studie, die die Kapazitäten und Kosten deutlich unterschätzt hat,“ betont Gafus. Er sieht eine wachsende Unterstützung unter den Stadträten für seine kritische Einschätzung und meint, dass die Zukunft des Nahverkehrs in Mühldorf nur durch eine intelligente Kombination aus Linienverkehr und Rufbus gesichert werden könne.

Die Fronten bleiben verhärtet

Dr. Gafus bleibt bei seiner Haltung: Ein rein auf Rufbusse basierender ÖPNV sei für eine Stadt wie Mühldorf ungeeignet und finanziell problematisch. Die vertagte Entscheidung im Stadtrat verdeutlicht die anhaltenden Bedenken und lässt offen, ob der Rufbus langfristig Teil des Mühldorfer Verkehrssystems bleiben wird.

Beitragsbild: © Omobi

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