Bayern stellt Weichen für den Raumfahrtstandort
Die Raumfahrt hat sich zu einem Schlüsselwerkzeug der modernen Industrie- und Informationsgesellschaft entwickelt. Ohne Raumfahrtaktivitäten wäre unser alltägliches Leben in dieser Form nicht möglich, von flächendeckendem Internet, über das Navigationssystem im Auto bis hin zu Echtzeitüberweisungen über Zeitgrenzen hinweg oder die alltägliche Wettervorhersage. Der Weltraum als nachhaltiger und wertvoller Wirtschaftsraum eröffnet neue Horizonte für technologische Innovationen, wissenschaftliche Entdeckungen und wirtschaftliche Potenziale, von der Entwicklung neuer transformativer Technologien bis hin zur Schaffung neuer Arbeitsplätze und Märkte. Die Staatsregierung betont in diesem Zusammenhang auch die große Bedeutung der Raumfahrtindustrie für Bayern. Bayern als das Space Valley Deutschlands ist traditionsreicher Raumfahrtstandort und bietet ein europaweit einzigartiges Ökosystem im Bereich der Raumfahrt. Renommierte Raumfahrtunternehmen und eine Vielzahl an Startups im Raumfahrtbereich sowie mittelständische Unternehmen sind in Bayern angesiedelt. Insgesamt sind im Raumfahrtbereich in Bayern, direkt und bei Zulieferern, etwa 8.000 Personen beschäftigt.
Daher soll die starke Rolle Bayerns und Deutschlands in der europäischen Raumfahrt ausgebaut werden. Die Raumfahrtindustrie muss vor dem Hintergrund der sich verändernden internationalen Rahmenbedingungen souveräner und wettbewerbsfähiger gemacht werden. Raumfahrt ist zentrale Schlüsseltechnologie und Innovationstreiber, auch und gerade in Wechselbeziehung zu einer Vielzahl an anderen Branchen, und hat eine zentrale Bedeutung für Wirtschaft, Gesellschaft und Sicherheit. Bayern sieht die Bundesregierung in der Pflicht die strategische Bedeutung der Raumfahrt mit folgenden Maßnahmen wieder sichtbar zu machen:
Ein klares Bekenntnis Deutschlands zur Raumfahrt ist dringend notwendig. Raumfahrt muss auf höchster politischer Ebene priorisiert werden, damit sich Deutschland als verlässlicher Partner in der EU zeigen kann. Raumfahrt muss als strategischer Schlüsselsektor mit zunehmend geopolitischer Bedeutung als zentraler strategischer Handlungsraum der Bundesregierung definiert werden. Die zunehmende Kommerzialisierung in der Raumfahrt erfordert die Entwicklung einer Raumfahrtwirtschaftspolitik in Deutschland. Hierfür müssen Rahmenbedingungen für einen prosperierenden Markt in Deutschland und Europa geschaffen, staatliche Rollen neu definiert, der Marktzugang für KMUs und Startups gesichert und der Zugang zu Finanzmitteln für unsere Raumfahrtunternehmen verbessert werden. Die Staatsregierung sieht mit Sorge, dass die Bundesregierung maßgebliche Kürzungen ihres Raumfahrtprogramms im aktuellen Haushalt vorgenommen hat. Wenn andere relevante Raumfahrtnationen ihre Programme ausbauen und ihre Beiträge an die Europäische Weltraumorganisation ESA erhöhen, droht Deutschland seine internationale Spitzenposition in der Raumfahrt zu verlieren. Die Staatsregierung betont, dass Deutschland 2025 Gastgeber der ESA-Ministerratskonferenz sein wird, auf der wichtige Investitionsentscheidungen für die Zukunft anstehen. Für eine Wahrung der Spitzenposition und Partnerschaftsfähigkeit Deutschlands ist eine deutliche Steigerung des deutschen ESA-Beitrages über die zuletzt rund 4 Mrd. Euro hinaus angezeigt. Ebenso notwendig ist eine konsequente und vertiefende Zusammenarbeit der europäischen Staaten bei großen europäischen Raumfahrtprojekten auf Ebene der EU. Ambitionierte Vorhaben wie etwa die geplante europäische Satellitenkonstellation können nur gemeinsam erfolgreich verwirklicht werden. Die Initiative für ein deutsches Weltraumgesetz wird begrüßt. Bayern fordert die Bundesregierung auf, schnellstmöglich einen entsprechenden Gesetzentwurf vorzulegen. Dabei müssen wichtige Randbedingungen berücksichtigt werden:
- Keine Schwächung der Wettbewerbsfähigkeit des Raumfahrtstandortes Deutschland im internationalen Vergleich
- Vermeidung zusätzlicher Bürokratie bei der Durchführung von privaten Raumfahrtaktivitäten
- Gesetz muss im Einklang sein mit der geplanten europäischen Gesetzgebung („EU Space Law“) und bestehenden deutschen Gesetzen (bspw. Satellitendatensicherheitsgesetz).
- Insbesondere die Vermeidung zukünftigen Weltraummülls muss klar enthalten sein.
Bayern wird selbst aktiv werden und die Raumfahrtaktivitäten im Land im Rahmen vorhandener Stellen und Mittel bzw. vorbehaltlich der Haushaltsverhandlungen unterstützen. Dabei sollen insbesondere bestehende Arbeitsplätze, darunter eine Vielzahl im Mittelstand, gesichert und gleichzeitig Start-Ups als zukünftige Großunternehmen und Arbeitgeber in Bayern etabliert und gehalten werden. Dazu zählen insbesondere:
a. Umsetzung der Ansiedlung des Mondkontrollzentrums in Oberpfaffenhofen
Das Mondkontrollzentrum reiht sich ein in erfolgreiche vorangegangene Kofinanzierungen von Freistaat Bayern und DLR in Oberpfaffenhofen. Mit der am 13. März 2024 unterzeichneten Absichtserklärung unterstützt die Staatsregierung gemeinsam mit den Partnern ESA und DLR den Aufbau eines Mondkontrollzentrums in Oberpfaffenhofen für zukünftige (astronautische) Raumfahrtmissionen zum Mond.
b. Aufbau des Departments Aerospace and Geodesy der TU München
Der angekündigte Aufbau der Raumfahrtfakultät der TUM als Talentschmiede von Weltrang wurde mit der Hightech Agenda plus beschleunigt und schreitet weiter voran. Mittlerweile sind alle Stellen bereits zur Verfügung gestellt. Für den geplanten Standort Taufkirchen / Ottobrunn sollen die erforderlichen Grundstücke erworben werden.
c. Technologieförderung für Raumfahrt
Die in der Hightech Agenda plus gestartete Förderung soll in den nächsten Jahren in diesem Rahmen erweitert werden. Dabei sollen insbesondere Projekte in den Bereichen Satellitentechnologie, Trägersysteme, Raumfahrtanwendungen, Sicherheit und Nachhaltigkeit unterstützt werden.
d. Unterstützung Raumfahrt-Start-ups durch Bayern Kapital
Die Tochtergesellschaft BayernKapital der LfA Förderbank Bayern nimmt eine wichtige Rolle bei der Finanzierung von Startups im Raumfahrtbereich ein. Sie hat bereits mehrere Unternehmen aus der Raumfahrt unterstützt. Mit der angekündigten Weiterentwicklung der Instrumente von BayernKapital soll diese Unterstützung auch künftig sichergestellt werden.
e. Weitere Unterstützung des Clusters (Luft- und) Raumfahrt – bavAIRia e. V. und des Forschungsnetzwerks Munich Aerospace
Das bestehende Cluster Luft- und Raumfahrt ist das Verbindungsglied der bayerischen Luft- und Raumfahrtunternehmen, insb. im Mittelstand. Die Verknüpfung zur Wissenschaft ist zentrale Aufgabe von Munich Aerospace. Dies soll auch weiterhin von der Staatsregierung unterstützt werden.
f. Bereitstellung Forschungszeit auf der ISS
Die Bayerischen Universitäten bestätigen, dass Mikrogravitationsexperimente ein wesentlicher Baustein für die Forschung an bayerischen Universitäten sind. Es besteht dort ein großes Interesse an der Ermöglichung von experimentellen Bedingungen unter Mikrogravitation. Es soll deshalb geprüft werden, ob hier zusammen mit Partnern entsprechende Forschungszeit zur Verfügung gestellt werden kann.
g. Bayerische Raumfahrtstrategie
Das Bayerische Wirtschaftsministerium erarbeitet die wesentlichen Inhalte für eine Bayerischen Raumfahrtstrategie.
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