Olympia in München – Glanzversprechen oder Milliardengrab?
München. Ministerpräsident Markus Söder, Oberbürgermeister Dieter Reiter und Sportminister Joachim Herrmann haben Anfang September gemeinsam mit Spitzenathletinnen und -athleten den offiziellen Startschuss für die Olympia-Bewerbung der Landeshauptstadt gegeben. Unter dem Motto „OlympiJA“ werben sie für Olympische und Paralympische Spiele in München – frühestens 2036. Die Staatsregierung spricht von Chancen für Sport, Infrastruktur und Gesellschaft. Doch jenseits der Hochglanzplakate gibt es viele kritische Stimmen.
Die Versprechen: „Win-Win-Situation für alle“
Laut Söder soll München bei einer Austragung vom Ausbau des ÖPNV, neuen Wohnungen und Arbeitsplätzen profitieren. Reiter verweist auf die vorhandenen Sportstätten, die nur geringfügige Neubauten nötig machten, und auf die positiven Erinnerungen an die European Championships 2022. Die Olympia-Befürworter betonen zudem Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung und ein „neues Olympiaverständnis“.
Die Lasten: IOC-Auflagen, Kostenexplosion und soziale Folgen
Die Realität könnte anders aussehen:
- Strikte IOC-Vorgaben: Das Internationale Olympische Komitee diktiert vertragliche Bedingungen, die die Gastgeberstädte kaum beeinflussen können. Häufig bedeutet das: teure Neubauten, selbst wenn sie später ungenutzt bleiben, exklusive Rechte für Sponsoren, Einschränkungen für lokale Betriebe und ein enormer Sicherheitsaufwand. Das finanzielle Risiko liegt in der Regel fast vollständig bei Stadt, Land und Bund – Gewinne streicht meist das IOC ein.
- Kosten und Verschuldung: Erfahrungen aus Rio, Athen oder London zeigen, dass die tatsächlichen Kosten regelmäßig die Kalkulationen übersteigen. Milliardenbelastungen für Steuerzahler sind keine Ausnahme, sondern fast die Regel.
- Wohnungs- und Stadtentwicklung: Versprochen werden neue Wohnungen durch olympische Dörfer. Tatsächlich kommt es vielerorts zu Verdrängung, steigenden Mieten und Gentrifizierung. Ob der Wohnungsmarkt in München – ohnehin angespannt – davon profitiert, ist fraglich.
- Klimabilanz: Selbst bei angeblich nachhaltigen Konzepten sind Bauarbeiten, zusätzliche Infrastruktur und internationale Anreisen ein erheblicher Klimafaktor. Das passt kaum zu den selbst gesteckten Klimazielen der Stadt und des Freistaats.
Erinnerung: Schon einmal abgelehnt
Bereits 2013 scheiterte eine Bewerbung Münchens für die Winterspiele 2022 an der Bevölkerung. In einem Bürgerentscheid stimmten die Münchnerinnen und Münchner mehrheitlich gegen Olympia – vor allem aus Angst vor unkalkulierbaren Kosten, massiven Eingriffen in die Umwelt und Abhängigkeit vom IOC.
Die aktuelle Bewerbung will diese Fehler vermeiden, doch Kritiker zweifeln, ob sich die grundlegenden Probleme des olympischen Systems überhaupt lösen lassen.
Bürgerentscheid im Oktober
Am 26. Oktober 2025 sind die Münchnerinnen und Münchner erneut gefragt: Sie sollen über die Bewerbung abstimmen. Bis dahin dürfte die Diskussion an Schärfe gewinnen – zwischen jenen, die in Olympia eine historische Chance für Aufbruch und internationale Strahlkraft sehen, und jenen, die vor finanziellen Risiken, Klima- und Umweltbelastungen sowie den einseitigen IOC-Auflagen warnen.
Beitragsbild: Olympiaturm. Bild von Michael Siebert auf Pixabay