Georg Ratzinger, ein gebürtiger Pleiskirchener
Am 15. Januar 1924 wurde in Pleiskirchen Georg Ratzinger geboren. Der Vater Joseph war Gendarmeriemeister. Maria, die Mutter war Köchin. Georg hatte zwei Geschwister, Maria (geb. 7. Dezember 1921), die bereits 1991 verstarb und Joseph (geb. 16. April 1927) den späteren Papst Benedikt XVI.
Durch den Beruf des Vaters bedingt zog die Familie bald nach der Geburt Georgs nach Marktl am Inn, dann nach Tittmoning, wo auch Georg die Volksschule besuchte, dann nach Aschau am Inn und schon ein Jahr später nach Hufschlag bei Traunstein.
Wie allen jungen Männer musste auch Georg Ratzinger zur Hitlerjugend eintreten und 1942 zog ihn die Wehrmacht ein. 1945 konnte er nach amerikanischer Gefangenschaft im Juli 1945 nach Traunstein heimkehren.
Zusammen mit seinem Bruder Joseph trat er im Januar 1946 in das Priesterseminar der Erzdiözese München und Freising ein, beide wurden zu St. Peter und Paul, am 29. Juni 1951 im Dom zu Freising von Kardinal Michael von Faulhaber zu Priestern geweiht.
Georg Ratzingers große Leidenschaft war die Musik. Schon mit elf Jahren spielte er Kirchenorgel und ab 1935 erhielt er Instrumentalunterricht am Erzbischöfliche Seminar in Traunstein. Er war Musikpräfekt im Erzbischöflichen Knabenseminar Freising, studierte Kirchenmusik an der Musikhochschule in München und schloss die Meisterklasse 1957 ab.
Als Kaplan war er tätig in St. Ludwig in München und Maria Dorfen (Lkr. Erding), musikalisch in St. Oswald Traunstein und als Musikpräfekt am Erzbischöflichen Studienseminar. 1964 wurde er Domkapellmeister am Regensburger Dom und leitete die Regensburger Domspatzen. Auf den Internetseiten der Regensburger Domspatzen ist zu lesen:
„Sein Leben waren die Domspatzen“, sagt der aktuelle Domkapellmeister Christian Heiß. Er selbst war zu Zeiten von Georg Ratzinger ein Regensburger Chorknabe. „Ohne ihn wäre ich nicht das, was ich heute bin. Als sein Nach-Nachfolger darf ich nun wirklich das tun, was er dreißig Jahre lang mit unglaublicher und nicht nachlassender Energie und Disziplin tat: diesen wunderbaren Knabenchor auf bestmöglichem Niveau zu leiten und in die Zukunft zu führen.“ Heiß bewunderte die unvergleichliche Hingabe an die Kirchenmusik, der sich Ratzinger mit Leib und Seele verschrieben hatte, sein Klangsinn, seine beständige Sorge für die Institution und seine Bescheidenheit bei allem Erfolg. Georg Ratzinger war kein Mann der großen Gebärden. Ausladend dirigierende Gestik war ihm fremd. Zu seinem großen Gespür für Töne und Klang passte eine feine und eher unauffällige Art der Chorführung, in der sich Feinsinnigkeit und Respekt vor dem Klang der Musik und der darin enthaltenen Fülle zum Ausdruck brachte. Christian Heiß sagt dazu: „Georg Ratzinger zeichnete sich durch eine gewisse Eleganz beim Dirigieren aus. Er liebte die Weichheit der Töne, des Gesangs, er suchte wie kaum ein anderer den warmen, weichen Chorklang und forderte eine Bandbreite an Dynamik.“
Am 1. Juni 1964 übernahm Georg Ratzinger das Amt des Domkapellmeisters am Regensburger Dom und verantwortete seitdem 30 Jahre lang die musikalische Leitung der Domspatzen. 1976 konnte er mit dem Chor das 1.000-jährige Bestehen feiern. Der Chor erwarb sich unter seiner Leitung internationales Renommee. Im Zentrum seines Wirkens stand immer die musikalische Entfaltung der Liturgie im Regensburger Dom. (Regensburger Domspatzen)
Zu seinem 70. Geburtstag und zum 30jährigen Jubiläum als Domkapellmeister trat Georg Ratzinger als Leiter der Regensburger Domspatzen zurück. Seitdem lebte er als Kanonikus des Kollegiatstiftes St. Johann in Regensburg. Am Mittwoch, 1. Juli 2020, verstarb Georg Ratzinger.